Der Steckbrief des Aals

Die wissenschaftliche Bezeichnung der echten Aale lautet Anguilla und leitet sich vom lateinischen Wort Anguis ab, was „kleine Schlange“ bedeutet – ein Verweis auf ihr schlangenähnliches Erscheinungsbild.

Der langgestreckte, nahezu drehrunde Körper verjüngt sich ab der Afterflosse seitlich und läuft zum Schwanzende hin deutlich abgeflacht aus. Rücken-, Schwanz- und Afterflosse sind zu einem durchgehenden Flossensaum verwachsen. Aale besitzen keine Bauchflossen; als einzige paarige Flossen sind lediglich die Brustflossen vorhanden.

Aal im Gras
Aal im Gras

Die Kiemen sind vergleichsweise weit hinter den Kopf verlagert und nahezu vollständig unter der Haut verborgen.

Aale werden aufgrund ihrer Schädelform häufig in Spitz- und Breitköpfe eingeteilt. Da Aale jedoch grundsätzlich Allesfresser sind, entsteht diese Unterscheidung meist durch die Ernährungsweise einzelner Individuen, die sich auf eine bestimmte Nahrungsquelle spezialisiert haben. Der Großteil der Aale zeigt jedoch keine klare Präferenz für eine bestimmte Nahrung. Daher gibt es neben den beiden Extremen zahlreiche Übergangsformen, die gelegentlich auch als Schmalköpfe bezeichnet werden.

Der Kopf läuft konisch zum leicht abgeflachten Maul hin aus. Aufgrund des minimal vorstehenden Unterkiefers gilt dieses als leicht oberständig. Die vielen kleinen, spitzen Hechelzähne dienen ausschließlich dem Festhalten der Beute.

Hechelzähne

Auf dem Oberkiefer sind deutlich zwei Riechgruben erkennbar, die jeweils über einen separaten Ein- und Ausgang verfügen. Der rüsselartige Eingang ragt dabei deutlich hervor.

Die relativ kleinen Augen liegen knapp oberhalb des Endes der Maulspalte. Äußere Ohren sind – wie bei den meisten Fischen – auch beim Aal nicht vorhanden. Rund um die Augen, Riechgruben und entlang der Maulspalte sind auffällige, grobe Hautporen sichtbar. Diese ähneln den Organen der Seitenlinie und enthalten mit hoher Wahrscheinlichkeit Magnetit – Kristalle aus Eisenverbindungen, die auch von anderen Tieren zur Orientierung am Erdmagnetfeld genutzt werden.

Aalkopf

Aale besitzen eine dicke, lederartige Haut, die von einer zähen Schleimschicht überzogen ist. Diese schützt sie vor äußeren Umwelteinflüssen.

Entgegen der weit verbreiteten Annahme verfügen Aale tatsächlich über Schuppen. Diese winzigen, ovalen Schuppen entstehen jedoch erst ab einer Körperlänge von etwa 17 cm und sind tief in der Haut eingebettet. Besonders bei größeren Exemplaren lassen sie sich mit bloßem Auge gut erkennen. Im Gegensatz zu den meisten Fischarten liegen die Schuppen des Aals nicht dachziegelartig übereinander, sondern parkettartig nebeneinander.

Seitenlinie

Nach aktuellem Wissensstand wird das Geschlecht der Aale erst bei einer Körperlänge von etwa 18 bis 25 cm endgültig festgelegt. Kleinere Aale gelten daher als Hermaphroditen – also als Zwitter in einer Art „Wartestellung“. Die Geschlechtsorgane entwickeln sich erst während der Laichwanderung, wobei gleichzeitig das Verdauungssystem zurückgebildet wird. Dies führt zu einer zunehmenden Reduzierung der Nahrungsaufnahme, die schließlich vollständig eingestellt wird.

Das Geschlecht gefangener Aale lässt sich nur schwer anhand äußerer Merkmale bestimmen. Selbst erfahrene Experten, die Faktoren wie Körpergröße, Augenabstand sowie Form und Ansatz der Flossen analysieren, können dies nur zuverlässig einschätzen, wenn ihnen eine ausreichende Vergleichsmenge zur Verfügung steht.

Allerdings gibt es zwei Fälle, in denen das Geschlecht anhand von Größe und Entwicklungszustand eindeutig bestimmt werden kann:

  1. Aale über 60 cm sind Rogner (weiblich).
  2. Blankaale unter 60 cm sind Milchner (männlich).

Männliche Aale erreichen eine maximale Länge von etwa 50 cm, während weibliche Exemplare bis zu 150 cm groß werden können. Unter natürlichen Bedingungen können sie ein Gewicht von bis zu 6 kg und ein Alter von rund 18 Jahren erreichen. In Gefangenschaft hingegen können Aale bei optimalen Bedingungen über 40 Jahre alt werden – in äußerst seltenen Fällen sogar mehr als 80 Jahre.

Je nach den Entwicklungsstufen wird der Aal in vier verschiedene Kategorien unterteilt:

  • Leptocephalus (durchsichtige Weidenblatt-Larve)
  • Glasaal (jung, durchsichtig)
  • Gelbaal (je nach Farbton auch Blau-, Grau- oder Grünaal genannt)
  • Blankaal (erwachsen, silbrig gefärbt, bereit zur Laichwanderung)

Fazit

Der Aal ist ein außergewöhnlicher Fisch mit faszinierenden biologischen Eigenschaften und einem komplexen Lebenszyklus. Seine Anpassungsfähigkeit zeigt sich in seiner schlangenartigen Körperform, seinen spezialisierten Sinnesorganen und seiner variablen Ernährungsweise.

Aalfreunde.de setzt sich dafür ein, Wissen zu vermitteln, Mythen aufzuklären und ein Bewusstsein für die Bedeutung des Aals in unserem Ökosystem zu schaffen. Denn nur mit einem respektvollen und informierten Umgang kann dieser einzigartige Fisch auch für künftige Generationen erhalten bleiben.

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