Gefährdungen des Aals (Entwurf)

Die Gefahren denen ein Aal im Laufe seines Lebens ausgesetzt ist, sind sehr vielfältig. Da leider immer wieder einzelne Sachverhalte als Ursache für die akute Bestandsbedrohung herausgepickt werden, um aus unterschiedlicher Motivation bestimmte Interessen zu verfolgen, sollen die Gefährdungen im folgenden einmal zusammengefasst dargestellt werden.

Es ist dabei anzunehmen, dass nicht eine Ursache allein Auslöser der starken Bedrohung der Aalbestände ist, sondern mehrere der im Folgenden aufgeführten zivilisationsbedingten Einflüsse in sich gegenseitig zunehmender Parallel- und Wechselwirkung zugrunde liegen.

Durch die globale Erwärmung schmelzen die Polkappen immer weiter ab. Es kommt zu Verschiebungen und Veränderungen des Salzgehalts und der Meeresströmungen. Die Larven der Aale benötigen für ihre lange Reise aus der Sargassosee die unterstützende Strömung des Golfstromes. Es gibt bisher nur wenige Analysen die zum Einen ein Nachlassen der Strömung und zu Anderen auch eine Verschiebung des Golfstromes für denkbar halten. Beides birgt die Gefahr, dass zukünftig immer weniger Larven den europäischen Festlandsockel erreichen können und es somit immer weniger Glasaale gibt. Dies bedeutet auch zwangsläufig, dass die Gelbaal- und Blankaalbestände ebenfalls immer weiter zurückgehen. Sollte diese Situation eintreten, bevor es gelingt Aale künstlich zu vermehren, wird der europäische Aal definitiv aussterben. Selbst wenn es klappen würde, alle nachfolgenden Gefährdungen abzustellen, ließe sich das Aussterben des europäischen Aals nicht mehr verhindern.

Soweit nicht eindeutig feststeht, ob der Mensch für die Klimaerwärmung verantwortlich ist oder nicht, sollte jeder sein Möglichstes für den Klimaschutz tun. Denn bei einer weltweit drohenden Klimakatastrophe wären ausgestorbene Aale wohl das geringste Problem für die Menschheit.

Fischerei

Mit Ausnahme des Larvenstadiums werden Aale in allen Entwicklungsstadien ihres Lebens intensiv befischt.

Die Glasaalbestände wurden in westeuropäischen Ländern auch früher schon zum Teil zur Ernährung befischt. Zu dieser Zeit wusste man dort noch nicht, dass aus ihnen einmal Aale werden würden. Deshalb wurde der weitaus größere Teil der gefangenen Glasaale damals zur Schweinemast verwendet, in großen Mengen als Dünger auf den Feldern verstreut und zu Klebstoff verarbeitet. All Dies hat den Beständen offenbar kaum geschadet.

Erst mit aufkommender Privatisierung bzw. Kommerzialisierung für Mast- und Besatzzwecke wurde die Glasaalfischerei sehr stark intensiviert und der Handel mit lebenden Glasaalen zu einer profitablen Einnahmequelle. Da aber gleichzeitig auch die traditionelle Nutzung nicht komplett aufgegeben wurde, kam es mit der Zeit zu einer rücksichtslosen Ausbeutung der Glasaalbestände.

Trotzdem man sich bewusst sein musste, dass der Besatz in verbaute und/oder nicht zum Einzugsgebiet gehörende Gewässer für die Bestandserhaltung komplett verloren war, wurden diese Gewässer in unvorstellbarem Maße mit Glasaalen besetzet. Durch diese räumliche Ausdehnung auf künstliche und ungeeignete Gewässer, stieg auch der Bekanntheitsgrad und die Nachfrage. Dies ließ wiederum den Preis für Aal in allen Entwicklungsstadien steigen.

Die hohe Sterblichkeit der wertvollen Glasaale lies angeblich sich nur reduzieren, wenn die Aale bis zu einer bestimmten Größe vorgestreckt wurden, wodurch sich letztlich auch der Profit weiter in die Höhe treiben lies.

In der Folge wurden nicht nur in Europa, sondern auch in Nordafrika und Asien, Aalfarmen gebaut, die sich auf die künstliche Mästung von Glasaalen spezialisiert haben. Da diese Farmen aber auch mit wilden Glasaalen aus westeuropa eingedeckt werden mussten, und dafür auch völlig überhöhte Preise zahlen konnten, wurde der Glasaalfang weiter derart verstärkt, dass es letztlich zur Überfischung der europäischen Glasaalbestände und inzwischen zum zusammenbrechen der gesamten europäischen Glasaalpopulation gekommen ist. Der europäische Aalbestand befindet sich in seiner Gesamtheit seither außerhalb sicherer biologischer Grenzen.

In zentraleuropäischen Flüssen findet kein nennenswerter Aufstieg an Glasaalen mehr statt. In hiesigen Gewässern schwimmen heute englische, französische und spanische Aale. Inzwischen ist die Situation soweit vorgeschritten, dass selbst für den Besatz der natürlichen Einzugsgebiete keine bzw. nicht mehr genügend Aalbrut verfügbar ist, weil so gut wie alle zur Verfügung stehenden Bestände von Aalhändlern im In- und Ausland aufgekauft werden. Daher bleibt den meisten Fischern und Vereinen nur noch der Besatz mit vorgestreckten Aalen aus ausgerechnet solchen Aalfarmen (Satzaale).

Satzaale befinden sich am Anfang der Fress- und Wachstumsphase, welche allgemein auch als Gelbaalstadium bezeichnet wird.
In dieser Wachstumsphase werden Aale vor allem von Anglern mit natürlichen Ködern gefangen. Obwohl die meisten Angler eine Fangstatistik zu führen haben, die u.a. auch die Grundlage für Besatzmaßnahmen darstellen soll, liegen kaum offizielle Zahlen über die gesamte Fangmenge an Gelbaalen vor.

Es ist daher nicht unproblematisch den Einfluss der Angler auf den Aalbestand anhand von Hochrechnungen zu schätzen. Klar dürfte jedoch sein, dass auch jeder von Anglern entnommene Aal, unabhängig ob ursprünglich besetzt oder natürlich aufgestiegen, einen reduzierenden Einfluss auf den Aalbestand hat. Gegenteilige Behauptungen wären unglaubwürdig und zudem unseriös.

Nach Auswertung einer Umfrage zur Anzahl der beim gezielten Aalfang gefangenen Aale wurden im Jahr 2006 durchschnittlich 20 Aale je Aalangler ermittelt. Insgesamt wurden 1378 Aale von 68 Aalanglern mitgeteilt. Gut 70 % der Aalangler fingen jedoch nicht mehr als 20 Aale in diesem Jahr. Jeder 2. Aalangler hatte sogar nur max. 10 Aale gefangen. Hingegen hatten 3 Aalangler jeweils über 100 Aale erwischt.

Im Jahr 2007 wurden je Aalangler (bei gezieltem Aalangeln) durchschnittlich 25 Aale gefangen. In diese Auswertung sind 856 Fänge von 34 Aalanglern eingegangen. Wobei auch hier ca. 70 % der Aalangler weniger als 20 Aale im Jahr 2007 gefangen haben. Lediglich ein Angler hatte mehr als 100 Aale.

Übereinstimmend lässt sich also feststellen, dass zumindest nach dieser Auswertung ein Aalangler im Schnitt wohl 20 bis 25 Aale im Jahr fängt. 70 % der Aalangler fangen jedoch weniger als 20 Aale pro Jahr. Wenn von den ca. 5 Millionen Anglern in Deutschland nur jeder 100. Angler ein entsprechender Aalangler wäre, so würden jedes Jahr ca. 1.000.000 Aale in Deutschland von Anglern gefangen werden. Die tatsächliche Zahl der Aalangler lässt sich leider nicht feststellen, sie dürfte aber weitaus höher liegen als hier angenommen.

Der Übergang vom Gelbaal zum Blankaal erfolgt, wie beim Übergang vom Glasaal zum Gelbaal, innerhalb einer Übergangsphase. In diesem Entwicklungszeitraum werden abwandernde Blankaale ebenfalls noch mit der Angel gefangen. Nach Abschluss der Umwandlung gelingen aber nur noch selten Fänge mit der beköderten Rute, da der Aal keine Nahrung mehr verwerten kann und allenfalls nur noch reflexartig zubeißt.

Die Wilderei und der Einsatz verbotener Fangmethoden stellen ein ernsthaftes Problem für die Aalbestände dar. Insbesondere das legen von Aalschnüren stellt grundsätzlich eine vorsätzliche Quälerei gemäß Tierschutzgesetz dar und wird allzu oft als Kavaliersdelikt angesehen. Mit Angelei haben solche skrupellosen Methoden nichts mehr zu tun.

Während der Abwanderung werden die Blankaale überwiegend mit Reusen- und Reusensystemen von der Berufsfischerei gefangen. Aber auch die kleineren Gelbaale werden von den Berufsfischern entnommen, wenn sie in die Netzte gehen. In einigen Gewässern sind die Flussmündungen regelrecht mit Reusen oder Hamen abgesperrt. Die Hamenfischerei hat in der Vergangenheit große Bestandsschäden in den Fließgewässern verursacht. Es wurden über Jahrzehnte viel zu viele Aale auf ihrer Laichwanderung aus den Flüssen gefiltert. Immer weniger Aale schafften die Passage durch das engmaschige Netz der Fanggeräte.

Alles, was bisher nicht gefangen oder auf andere Art und Weise umgekommen war, muss nur noch unbeschadet der zerstörerischen industriellen Netzfischerei mit Grundschleppnetzen auf den Meeren überstehen, um letztlich eine Chance zur Fortpflanzung zu haben. Es ist schon verwunderlich, dass es überhaupt noch einige Aale schaffen.

  • Quotierung der Glasaalfänge
  • Quotierung der Verwendung von Glasaalen zur industriellen Aalmast in Aalfarmen
  • Verwendungsgebot von Glas- und Satzaalen für Besatz natürlicher Einzugsgebiete
  • Exportverbot für Glasaale in Länder außerhalb des natürlichen Einzugsgebietes
  • Maximalmaß (z.B. 90 cm)
  • Schonzeiten (z.B. jede 2. KW)
  • Fanglimitierung (z.B. 50/Jahr und Berufsfischer nach Quoten – ähnlich der Seefischerei)
  • Eindämmung der Fischwilderei/Schwarzfischerei und striktes Verbot von Nachtschnüren (deutlich höhere Strafen und mehr Kontrollen)
  • Wegfall des Entnahmegebots für mäßige Aale (soweit es sich um Beifang handelt)
  • europaweites Verbot von Aalschnüren
  • Drillings- und Zwillingshakenverbot bei der Verwendung von Naturködern
  • Begrenzung der Fangerlaubnisse durch Sonderlizenzen ( z.B. Nachtangelberechtigungen nach dem Vorbild der Salmoniden-Lizenzen ggf. gegen eine Gebühr die ausschließlich für Aalbesatz zu verwenden ist)

1 thought on “Gefährdungen des Aals (Entwurf)

  1. Kommentar zum Kormoran: Ich persönlich denke, dass dieses Thema hier nicht richtig dargestellt wird. Die Kormorane sind keine „Gefährdung der Biodiversität“ – nein, wir Menschen sind es.
    Die Nahrung des Kormorans richtet sich nach dem Angebot. Wenn es also heißt, die Nahrung des Kormorans bestünde zu 2% aus Aalen, so gilt dies für diese Untersuchung in diesem Gebiet. Bei diesem Wert (gilt für Holstein in etwa) muss man bedenken, dass nur in jeden 20 Kotballen Aalreste gefunden wurden. Was wohl wichtiger ist: Der Kormoran dreht seine Beute schnell und schluckt sie direkt, meist noch unter Wasser (daher der Ring um den Hals bei den asiatischen Kormoranfischern). Beim Aal scheint das nicht so gut zu klappen… Also sehen immer wieder Menschen Kormorane auf einem Ast sitzen, die einen Aal im Schnabel haben. Ich denke die sind dann schwer verweifelt… Kann ich nachvollziehen… schwer zu handeln, die Biester.
    Kormorane sind nicht etwa ein neues Phänomen. Es ist heute unstrittig, dass der Kormoran in Deutschland heimisch ist. Es gab riesige Kormorankolonien, die noch nicht ihre alte Größe zurückerlangt haben. Über die Jahrhunderte gab es also gute Kormoranbestände UND Aalbestände – bis der Mensch sich der Sache angenommen hat und den Kormoran bei uns als „Konkurrenten“ nahezu ausgerottet hat… Als Naturfreund erfreuen mich Dinge, wie Vogelkolonien – und natürlich bringen diese Probleme wie Kot mit sich. Dies alles unterliegt einer natürlichen Regulierung. Die Untersuchungen zeigen eines deutlich: Die Menge, die ein Kormoran an Aalen frisst, kann keine Bestandsgefährdung auslösen. Der Kormoran ist ein echter wirtschaftlicher Faktor – aber nur in der naturfernen Fischzucht mit großer Individuendichte; vorallem in der Aufzucht. Danach sinkt seine wirtschaftliche Bedeutung: An sich frisst der Kormoran die ‚Weißfisch’schwärme, keine Speisefische. Ein tolles Spektakel. Den Fischzüchtern geht es aber nur um eines: ihr Geld. (Verständlicherweise, wenn man davon lebt!) Der Aal ist der teuerste Fisch, die Fänge gehen zurück. Dabei isst doch heute kaum noch wer Fisch aus unseren heimischen Binnengewässern. Der Kormoran hat ein älteres und stärkeres Recht als ich, als Aalangler. Oder vielleicht haben wir das gleiche Recht. Eines ist klar: Ich richte größeren Schaden an: im letzten Monat habe ich sieben Aale getötet (und sehr genossen…) Wenn man mir dies verbietet und den Aal unter Schutz stellt, wäre ich traurig , aber einverstanden. Wir wollen nicht vergessen, der Europ. Flussaal inzwischen international als „vom Aussterben bedroht“ gilt. Der Kormoran darf weiter machen: Je weniger Aale es gibt, desto weniger erbeutet er. Bis es wieder mehr werden. Doch im Ganzen erscheint das Augenwischerei: Der Glasaalsalat ist in Europa nicht verboten, sondern eine Delikatesse. Die laichbereiten Blankaale werden geräuchert. Und die letzten Babyaale die man vor der Küste fängt gehen nach Japan in Masten. Da liegen die Probleme – nicht beim Kormoran. Für mich ist der Kormoran ein Kumpel: Wir sind Fischer und teilen dasselbe Schicksal…

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