Aalangeln im Spätherbst – lohnt es sich noch?

Back To The Roots – Zurück zu den Wurzeln in die Tiefen der Sargassosee

Ab Mitte September fallen die allerletzten Startschüsse zum Run zur Sargassosee. Es ist die zweite und gleichzeitig auch die letzte, lange und einzigartige Meeresreise in der Tierwelt des Planeten – das einzige Meer der Erde ohne eine Küste, komplett eingeschlossen von Meeresströmungen und Ozeanen.

Es ist wohl auch die spannendste und geheimnisvollste Phase im ganzen Leben eines Aals.

Im Süden haben sich die meisten bereits im August auf den Weg gemacht, während Nachzügler weiter nördlich noch folgen.

Vor und während ihrer Abwanderung fressen sich die Tiere weiterhin eine Fettreserve an, bevor ihr Darmtrakt zurückgebildet wird. Gleichzeitig lassen sich die Aale dabei überwiegend treiben, um Energie zu sparen.

Für Aalfreunde heißt das: Wer regelmäßig noch im Herbst Aale fangen will oder darf, muss ihre Lebens- sowie die Verhaltensweisen und besonders auch die Fangzeiten genau kennen.

Sinkende Temperaturen: Wann die Aale noch beißen

Die letzten echten Chancen auf Aal im Jahr liegen zwischen Mitte September und Ende Oktober. Dann nimmt die Fresslust zwar stetig ab, doch gerade in der Dämmerung oder bei trübem und regnerischem Wetter beißen noch kapitale Blankaale recht gut.

Wem es nicht zu kalt ist und wer noch gut Aale fangen möchte, der bekommt im Spätherbst zwar nur Einzelfänge, aber eben genau die größeren Exemplare.

Ein gezieltes Angeln auf Aale ist in einigen Bundesländern und Binnengewässern bereits Mitte September verboten – dort herrscht Schonzeit. In anderen Bundesländern bestehen hierzu allerdings spätere oder keinerlei zeitliche Einschränkungen.

Seit 2023 besteht in Küsten- und Brackgewässern grundsätzlich ein ganzjähriges Fangverbot. Es gibt jedoch Ausnahmen (z. B. in Schleswig-Holstein).

Eine alte Anglerweisheit besagt: Ab den ersten und längeren Nachtfrösten unter 4 °C ist auch biologisch die Winterruhe einzuleiten. Die Gelbaale werden träge, stellen weitestgehend die Nahrungsaufnahme ein und ziehen sich in ihr Winterquartier zurück.

Andernfalls sollte die Wassertemperatur zumindest noch 5 °C betragen, um Aale fangen zu können. Darunter geht, insbesondere in Stillgewässern, nichts mehr. Erst ab etwa 8 °C ist im zeitigen Frühjahr wieder mit Aalen zu rechnen.

Gelegentliche Nachzügler beim ersten Quappenangeln in Fließgewässern sorgen ab Mitte Oktober hin und wieder doch noch für Überraschungen – allerdings sind solche Zufalls- oder Beifänge ebenso selten wie die ersten Aale zu Saisonbeginn im Frühjahr (März).

Die besten Spots im Herbst finden

In manchen Fließgewässern, speziell an Kraftwerks- und Industrieeinläufen, wo warmes, dampfendes Wasser vorhanden ist, verspricht das Angeln noch deutlich mehr Erfolg.

Eine weitere Situation, in der Aale ihre Unterschlüpfe bei tiefen Temperaturen verlassen, ist stark steigendes Wasser nach kräftigen Niederschlägen oder länger andauerndem Tauwetter.

Bei echtem Hochwasser werden die Aale quasi aus ihren Verstecken getrieben und sind dann besonders in der Nähe von Überschwemmungsflächen mit tiefen Gräben zu finden.

Hierhin ziehen sich die Aale auch zurück und finden dort zusätzlich Nahrung, die beispielsweise von Böschungen ins Wasser gespült wird.

Bei stark eingetrübtem Hochwasser wird den Aalen Dunkelheit vorgegaukelt – daher können Fänge auch tagsüber nicht ungewöhnlich sein.

Warum Regen und Hochwasser jetzt Trumpf sind

Im Herbst steigen meist wetterbedingt die Wasserstände der Fließgewässer, und dadurch verändert sich das Verhalten der Aale spürbar. Im Fluss verlassen einige die harte Strömung, sammeln sich in ruhigeren Altarmen und bevorzugen auch Bereiche oberhalb von Wehren oder Schleusen, wo das Wasser ruhiger fließt. Dort hat man die besten Chancen auf große Exemplare.

Diese verbleibenden Gelbaale verlassen ihre Verstecke jedoch immer seltener und ziehen kaum noch größere Strecken.

Die abwandernden Blankaale schlängeln sich entlang der Scharkante (tiefen Rinnen) und der schützenden Krautzone oberhalb der Sperrschicht. Die großen Rogner nutzen auch die nahe Flussmitte als Wanderkorridore in der Dämmerung.

Genau hier müssen die Aalangler ihre Köder platzieren, denn klassische Sommerstellen bringen nun kaum noch Erfolg.

Eine Spot-Suche ist im Herbst notwendig und entscheidend: Neben der Wahl des Standortes ist auch die richtige Köderwahl ausschlaggebend für den Fangerfolg.

Wie sich Stoffwechsel und Fressverhalten verändern

Im Herbst reduziert sich die Nahrungsaufnahme der Blankaale deutlich, da ihr Darmtrakt sich zugunsten der Fortpflanzungsorgane nach und nach zurückbildet. Im späten Herbst jagen Raubaale deutlich weniger aktiv, und ihr Stoffwechsel verringert sich erheblich. Vor allem Blankaale schnappen oft nur noch reflexartig zu.

Die besten Herbstköder für kapitale Blankaale

Riesige Köder sind jetzt fehl am Platz – kleine Fischfetzen können funktionieren, ebenso geteilte Tauwürmer („Schaschlik“) und Rotwürmer, die bis Ende Oktober noch äußerst effektiv sind. Wichtig ist, die Würmer nicht auf das Vorfach aufzuziehen, da sonst viele Fehlbisse entstehen.

Frisch gesammelte Würmer sind leicht zu finden: Auf feuchten Wiesen oder unter lockeren Laubhaufen kriechen sie bei Temperaturen über fünf Grad schnell hervor und bieten den idealen Köder.

Manche Aale folgen noch den Brutfischschwärmen und lassen sich mit kleinen Fischen gut fangen – kleine Fischköder sind daher vorzuziehen.

Die Chancen, Aale in einer außergewöhnlich kalten Jahreszeit noch zu überlisten, sind jedoch gering – Ausnahmen gibt es nur bei den oben genannten Sonderfällen.

Geduld beim zweiten Run – so gelingt der Anhieb

Im Herbst zählt beim Aalangeln eine fein abgestimmte Ausrüstung. Laufbleie von 50–100 g sorgen für sicheren Halt in der Strömung. Lange Vorfächer von über zwei Metern lassen den Köder natürlich präsentieren. Dazu robuste Ruten, Freilaufrollen, 0,35er monofile Schnur und im Zweifel dünnes Stahlvorfach – besonders wenn kapitale Blankaale oder andere große Räuber zu erwarten sind.

Große, kurzschenklige Haken (mind. 1/0), kleinere Köder wie Rot- und Tauwurmstücke, Fischfetzen und Madenbündel sind im Spätherbst noch fängig.

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Herbst-Aale beißen extrem vorsichtig: oft nur ein kurzes Zucken an der Rutenspitze oder häufiger Fallbisse. Viele Angler erleben hier Fehlbisse – die Fische schleppen ihre Beute nur kurz weg, ohne sie sofort zu schlucken. Teilweise werden Würmer im Vorbeischwimmen nur kurz angefasst und sofort wieder losgelassen.

Nach kurzer Exkursion spucken sie den Köder sogar mehrfach wieder aus. Viel Geduld bis zum zweiten Run ist also entscheidend. Beim zweiten Run bleibt es aber immer noch ein Glücksspiel: Sofort anschlagen oder dem Aal noch etwas Zeit geben? Es hängt von vielen Faktoren ab, wie z. B. der Ködergröße.

Fangerfolg im späten Herbst bleibt unberechenbar – manchmal schlägt man ins Leere, manchmal zieht der Aal den Köder ins Versteck und setzt sich fest, manchmal klappt alles perfekt – oft bleibt die Enttäuschung aber nicht aus.

Fazit: Spätherbst am Wasser: Mit Taktik zum Großaal

Das Aalangeln im Herbst hat seinen ganz eigenen Reiz. Im Unterschied zur eigentlichen Aalsaison ist in der kalten Jahreszeit starkes Gerät angesagt. Je kälter die Wassertemperatur, desto kleiner der Köder. Also lieber Wurmstückchen oder Maden statt großer Köderfische oder Tauwurmbündel.

Wer Standort, Ausrüstung und Köder anpasst, kann selbst in der letzten Saisonphase noch kapitale Blankaale fangen. Allerdings sinken die Chancen mit jedem Temperatursturz rapide.

Ab November lohnt sich gezieltes Aalangeln i. d. R. nicht mehr – Ausnahmen sind warme Einläufe oder Hochwasser nach starken Regenfällen.

Insgesamt gilt: Geduld, exakte Platzwahl und das Verständnis für die Lebensweise der Aale sind die Schlüssel zu den letzten Erfolgen im Jahr.

Anmerkung

Jeder Aalfreund sollte sich bewusst fragen, ob gezieltes Aalangeln während der Abwanderung der Blankaale noch zeitgemäß ist. Viele Angler verdrängen: Jeder Aal über 60 cm ist ein Rogner! Und nur diese Weibchen sorgen am Ende ihrer Reise für Nachwuchs in der Sargassosee und die nächste Generation in unseren Gewässern.

Also immer im Kopf behalten – ansonsten Petri Heil zum Ende der Saison 2025!


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