Forschungsprogramm 2016 zur Vollaquakultur (künstliche Aalvermehrung) startet

Wie bereits in den Jahren 2006 und 2010 auf Aalfreunde.de berichtet wird weltweit und insbesondere in Japan wegen der bedrohten Aalbestände nach Möglichkeiten der künstlichen Nachzucht von Aalen gesucht. Vor 6 Jahren gelang bereits einer japanischen Forschergruppe der Fisheries Research Agency (FRA) in Yokohama die künstliche Vermehrung von Aalen (Anguilla japonica) in der 2. Generation, also ohne Verwendung von Wildfängen.

Das größte Problem war bisher die geringe Überlebensrate der Larven (4 %), weil es erhebliche Probleme mit der Ernährung und Verdauung der Aallarven (leptocephali) gab. Niemand wusste, was sie in freier Natur fressen. Bis vor kurzem wurden die Larven in einem 10 Liter Aquarium mit einem zähflüssigen Futter aus dem Laich von atlantischen Dornhaien gefüttert. Dies ist sehr teuer und zudem ist auch diese Art stark rückläufig. Daher ist dies für die kommerzielle Aalzucht nicht geeignet. Im September letzten Jahres stellte Yoshitsugu Masuda, Senior Forscher bei FRA, auf einem Treffen der japanischen Gesellschaft für Fischereiwissenschaft an der Universität Tohoku in Sendai ein neues Futter aus Fischmehl (pulverisierte Sardinen und andere Fische) und Hühnereiern vor. Mit diesem Futter konnte er Aallarven zu Glasaalen (ca. 5 cm) entwickeln. Damit wäre nun ein geeignetes Futter (billig und in großen Mengen herstellbar) für den kommerziellen Einsatz verfügbar.
Gegrillte Aale sind in Japan, insbesondere im Sommer eine sehr stark nachgefragte und traditionelle Delikatesse. Jedoch sind die heimischen Bestände vom Aussterben bedroht.
Deshalb hat sich die Regierung ein sehr ehrgeiziges Ziel gesetzt. Ab April 2016 soll mit der künstlichen Produktion von 10.000 japanischen Aalen aus künstlicher Vermehrung im Vollzyklus begonnen werden. Gleichzeitige sollen die Ursachen für die Sterblichkeit der Aallarven weiter erforscht werden. Beauftragt ist wie im Jahr 2010 die FRA in Yokohama. Diese hat hierzu bereits ein 1000 Liter Aquarium gebaut. Leider liegt die Überlebensrate im größeren Becken nur noch bei 1,6 %. Eine Ursache könnten Bakterien sein, welche bei einem 3 wöchigen Wasserwechsel im kleinen Aquarium auftauchten, bevor man zum täglichen Wasserwechsel überging. Merkwürdig ist ebenfalls, dass die Umwandlung der Aallarven zu Glasaalen im Becken ca. 300 Tage dauert, in freier Natur aber doppelt so schnell (150 Tage) erfolgt.
Ziel dieser Forschungen ist es, bis zum Jahr 2020 alle erforderlichen Erkenntnisse und Technologien für den Aufbau einer kommerziellen Massenproduktion von Aalen zu erhalten um bis spätestens 2030 eine stabile und von Wildfängen unabhängige Versorgung mit Aalen in Japan aufzubauen. Zunächst gibt es 4 große Themenfelder in der Forschung. Sie betreffen
1. die Befruchtung der Eizellen
2. alternative Nahrungsquellen
3. Züchtungsmethoden und Techniken
4. Lebensbedingungen z.B. Wassertemperaturen
In einem weiteren Schritt sollen dann die zu Anfang sicherlich noch hohen Kosten zur Realisierung von Massenzuchten gesenkt werden.

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