Der Fisch des Jahres 2025 ist der Europäische Aal

Ein faszinierender Wanderer der Meere

Der Europäische Aal (Anguilla anguilla) wurde zum Fisch des Jahres 2025 ernannt. Die Wahl erfolgte durch eine öffentliche Online-Abstimmung, organisiert vom Deutschen Angelfischerverband e.V. (DAFV) in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Naturschutz (BfN), dem Verband Deutscher Sporttaucher e.V. (VDST) und der Gesellschaft für Ichthyologie e.V. (GfI).
Mit rund 56 Prozent der Stimmen setzte sich der Aal gegen andere Kandidaten wie den Europäischen Schlammpeitzger, die Scholle und den Nagelrochen durch. Seine Wahl soll auf die zunehmende Gefährdung dieser Art aufmerksam machen.
Durch die Ernennung zum Fisch des Jahres 2025 wird auf die Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen hingewiesen.

Der Europäische Aal (Anguilla anguilla) ist ein wahres Naturwunder und ein beeindruckender Weltenbummler. Seine Reise beginnt und endet in der Sargassosee, einem Gebiet im Atlantik, südlich von Florida. Hier schließt sich der Lebenszyklus des Aals: Die adulten Tiere laichen, ihre Nachkommen treten eine Reise von mehreren tausend Kilometern an, um in den Flüssen Europas heranzuwachsen, und nach Jahren kehren sie wieder zurück, um ihr Leben mit der Fortpflanzung zu beenden. Diese erstaunliche Wanderung ist jedoch von zahlreichen Hindernissen geprägt. Stauwehre, der Ausbau von Gewässern und illegaler Aalschmuggel nach Asien haben dazu geführt, dass die Art heute als gefährdet gilt und auf der Roten Liste geführt wird.
Aufgrund dieser bedrohlichen Situation wurde der Aal zum Fisch des Jahres 2025 ernannt. Mit einem speziellen Aalbesatzprogramm, das durch die EU gefördert wird, wird versucht, dem Rückgang der Population entgegenzuwirken.

Jedes Jahr, hauptsächlich zwischen Januar und März, spielt sich in der Sargassosee ein unglaubliches Naturschauspiel ab: Die erwachsenen Aale, sogenannte Blankaale, treffen sich zur Fortpflanzung. Diese Tiere haben eine silbrige Färbung und können bis zu 1,5 Meter lang werden. Ihr Weg hierhin war beschwerlich: Bis zu 6.000 Kilometer mussten sie zurücklegen, von den Flüssen Europas über die Meere bis hin zum offenen Atlantik. Nach der Paarung legen die Weibchen Millionen von Eiern, sterben anschließend und geben damit den Startschuss für eine neue Generation.

Die jungen Aale schlüpfen als winzige Larven, die sich in den folgenden Wochen zu sogenannten Weidenblattlarven entwickeln. Diese tragen ihren Namen aufgrund ihrer blattartigen Form und treiben bis zu drei Jahre lang mit dem Golfstrom in Richtung Europa. Diese lange Reise ist essenziell für ihre Entwicklung. Wenn sie die europäischen Küsten erreichen, haben sie sich in durchsichtige, etwa acht bis zehn Zentimeter lange Glasaale verwandelt. Nun beginnt eine neue Etappe ihres Lebens.

Glasaale wandern von den Küsten in die Flüsse und Bäche Europas, wo sie zu Gelbaalen heranwachsen. Dabei zeigen sie erstaunliche Überlebensstrategien. Eine ihrer bemerkenswertesten Fähigkeiten ist ihr außergewöhnlicher Geruchssinn: Wissenschaftler gehen davon aus, dass Aale in der Lage sind, ein Fingerhut Parfüm (Rosenöl) in der dreifachen Menge Wasser des Bodensees wahrzunehmen. Neben anderen Ortungsorganen hilft ihnen das extrem feine Geruchsempfinden, sich zu orientieren und den besten Weg durch die europäischen Flusssysteme zu finden.

Doch das ist nicht die einzige beeindruckende Eigenschaft des Aals. Wenn sie auf Hindernisse wie Wehre oder trockene Abschnitte stoßen, können sie sich sogar kurzzeitig über Land bewegen. Dabei nutzen sie ihren schlangenartigen Körper und ihre Haut, über die sie Sauerstoff aufnehmen können. Trotz dieser erstaunlichen Anpassungsfähigkeiten gibt es zahlreiche Bedrohungen, die ihren Bestand gefährden.

Eine weitere Bedrohung stellt der illegale Fang von Glasaalen dar. Seit ca. zwei Jahrzehnten werden jedes Jahr Millionen von jungen Aalen gefangen und illegal nach Asien geschmuggelt, wo sie als Delikatesse gelten. Der Schwarzmarkt für Aale ist lukrativ und mafiös organisiert: Ein Kilogramm Glasaale erzielt höhere Preise als Elfenbein oder Kokain. Diese illegale Praxis trägt erheblich zur Bestandsgefährdung bei.
Neben diesen Bedrohungen haben Aale auch natürliche Feinde. Krankheiten wie der Aalherpes, Parasiten wie der Schwimmblasenwurm und Fressfeinde wie Kormorane u.ä. setzen der Art weiter zu. Zudem verschlechtern Umweltverschmutzung, Schadstoffe, der Verlust natürlicher Lebensräume und Querverbauungen (Stauseen, Wasserkraft) die Überlebenschancen des Aals.

Um den Aalbestand in Deutschland zu unterstützen, setzten Angler seit Jahren auf ein besonderes Programm. In Frankreich werden Glasaale von zertifizierten Fischereibetrieben gefangen – unter strengen Quoten und gesetzlichen Vorgaben. Anschließend werden die Glasaale unter anderem nach Deutschland transportiert und dort von vielen Angelvereinen in hoffentlich ausschließlich in offenen Gewässern mit natürlichem Zugang zum Meer entlassen. 
Die Finanzierung dieses Programms erfolgt zu 60 % durch die EU und den Bundesländern. Den restlichen Anteil tragen die Angler selbst.

Es gibt also Hoffnung: Neue Schutzmaßnahmen und Wiederansiedlungsprogramme in Deutschland zeigen erste positive Effekte.

Ein vielversprechender Ansatz ist auch die strikte Regulierung des Aal-Fangs in Europa. Die Union hat in den letzten Jahren strengere Fangquoten und Exportverbote erlassen, um den illegalen Handel einzudämmen. Ein weiteres Erfolgsprojekt ist die Aufzucht (NICHT ZUCHT) und Aussetzung von Jungaalen in europäischen Gewässern. Wissenschaftler hoffen, dass diese Maßnahmen die Population stabilisieren können. Dennoch bleiben Herausforderungen: Wasserverschmutzung, Kormorane, Parasiten, Kraftwerke, … erschweren die Erholung des Bestands. Ob sich der Aal langfristig erholt, bleibt ungewiss. Doch die verstärkten Schutzmaßnahmen und internationalen Kooperationen sind ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Vielleicht gibt es für den Fisch des Jahres 2025 doch noch eine bessere Zukunft.

Der Europäische Aal ist eine außergewöhnliche Fischart, deren Überleben stark gefährdet ist. Durch menschliche Eingriffe wie Wasserkraftwerke, illegale Fischerei und Umweltverschmutzung ist der Bestand dramatisch zurückgegangen. Schutzprogramme wie die europäische Aalförderungsprogramme geben Hoffnung. Die Renaturierung von Flüssen, der Stopp des illegalen Handels und der verstärkte Schutz der Lebensräume sind essenziell, um diesen faszinierenden Wanderfisch für zukünftige Generationen und den Aalfreunde zu erhalten.

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