Erneut wurden Schmuggler von europäischen Glasaalen am Flughafen von Sofia festgenommen. Die beiden Chinesen sollen Anfang des Jahres ca. 2 Millionen lebende Glasaale (Anguilla anguilla) in ihrem „Reisegepäck“ versteckt haben und wurden deshalb für 72 Stunden vom Bulgarischen Zoll festgehalten. Der Export von europäischen Aalen ist nur in absoluten Ausnahmefällen erlaubt und war in diesem Fall nicht genehmigt. Ich gehe davon aus, dass es sich nicht um „Reisegepäck“ (wie in den Medien gemeldet), sondern um falsch deklarierte Ware handelte. Wie auch im Jahr 2011, wo dort ein Glasaalschmuggler mit 120 Kg Glasaalen verteilt auf 24 Kühlbehälter mit der Aufschrift „Kühlfisch zum Verzehr“ erwischt wurde. Immerhin wiegen 2 Millionen Glasaale stolze 600 Kg bei einem Wert von ca. 300.000 Euro (Referenz: 3000-4000 Glasaale/Kg und Preis 2015: 400 bis 500 Euro/Kg). Ein bisschen viel „Reisegepäck“, auch wenn die Schlitzohren zu zweit waren.
Die Aale stammten aus Spanien und waren wahrscheinlich für den illegalen Export nach China bestimmt. Jene aus dem Jahr 2011 stammten ebenfalls aus Spanien und sollten auf die Philippinen geliefert werden. Letztlich landeten die Tiere 2011 im Zoo von Sofia während die aktuelle Schmuggelware in die Rettungsstation des Meeresmuseums von Varna gebracht wurde.
Was aus den Tieren geworden ist? Vermutlich sind sie entweder verreckt oder von korrupten Beamten verhökert worden. Denn 2 Millionen Glasaale im Wert von ca. 300.000 Euro benötigen durchschnittlich 4200 Hektar Gewässerfläche. Oder anders: ca. 6000 Fußballfelder oder für Grundschüler noch anders: ca. 6,5 mal 6,5 Kilometer Gewässerfläche. So etwas hat ein Zoo oder ein (inzwischen online nicht erreichbares) Museum spontan verfügbar? Wer es glaubt…
Bulgarien scheint sich nach meinem derzeitigen Eindruck zum Drehkreuz des Illegalen Glasaalexports (Glasaalmafia) nach Asien zu entwickeln, wo umgerechnet bis zu 0,50 Euro je Glasaal- an den Küsten der europäischen Flussmündungen aus Richt... gezahlt wird.