Es gibt für die Aalangelei natürlich kein Patentrezept zur Bestimmung der Fangaussichten im Frühjahr. Es gilt auch hier: “Wer nicht losgeht, fängt auch nichts”. Andererseits fragt man sich, warum es einmal klappt und beim nächsten mal wieder nicht so gut läuft. So geht es mir und ich denke auch jedem anderen Angler. Man fragt sich “woran mag es gelegen haben?” und mal ehrlich; meistens findet man auch “den Schuldigen”. Sei es das Wetter, der Mond oder die Temperaturen, die mal wieder nicht optimal waren oder sich gar negativ auf die Aussicht und den Erfolg ausgewirkt haben?
Daraus haben sich über viele Jahre hinweg Bedingungen ergeben, die sich für die Angelei auf Aale im Frühjahr immer wieder als positiv oder negativ dargestellt haben. Aus Umfragen, Foren, Fangmeldungen, Unterhaltungen mit anderen Anglern und aus der Literatur habe ich für mich einen persönlichen Katalog zur Bestimmung der Fangaussichten bei Saisonstart abgeleitet. Dabei habe ich je nach Wichtigkeit der Bedingungen Punkte wie folgt vergeben.
– Luft mind. 3 Tage über 15°C/Tag und 8°C/Nacht (3 Punkte)
– Luftdruck gleichbleibende oder steigend (2 Punkte)
– Wasser mind. 10°C (3 Punkte)
– Wind westlich oder südlich (2 Punkte)
– auflandiges Ufer mit vielen Unterschlupfmöglichkeiten (2 Punkte)
– Wassertiefe max. 1 m, besser nur 0,5 m (1 Punkt)
– einzelne Wurmstücke oder Fischfetzen, zur Weißfischlaichzeit auch Laich (2 Punkte)
– Neumond (2 Punkte)
– steigender Pegel (1 Punkt)
– bewölkt (2 Punkte)
Je mehr Punkte erreicht werden, um so höher sind meine Fangaussichten.
17-20 Punkte = sehr gute Aussichten,
13-16 Punkte = gute Aussichten
8-12 Punkte = Chance 50/50
weniger als 8 Punkte schlechte Aussichten
Seitdem ich dies im Hinterkopf habe, haben sich zumindest meine Schneidertage deutlich reduziert. Natürlich kommt es dennoch manchmal vor, dass trotz optimaler Bedingungen nichts beißen will, der Aal ist eben keine berechenbare Maschine und es gibt von Gewässer zu Gewässer auch weitere zu berücksichtigende Bedingungen wie etwas die Bestandsdichte, das Nahrungsangebot oder vorhandene Querverbauungen, Angeldruck u.s.w. Allgemein kann ich aber sagen, je mehr der o.g. Bedingungen zutreffen, je höher sind die Aussichten dass ich nicht als Schneider nach Hause komme.
Das System dient mir persönlich nur als Entscheidungshilfe ob und wohin ich fahre um den Aalen nachzustellen. Sind die Aussichten sehr gut, suche ich mir z.b. neue, bisher von mir noch nicht beangelte aber erfolgversprechende Gewässer und Angelplätze in der unmittelbaren Umgebung oder ich fahre schon mal 100 km zu einem bekannten und guten Aalgewässer. Sind die Aussichten nur 50/50 oder sogar schlecht, spare ich mir die Mühe und gehe höchstens an altbekannte gute Plätze in der näheren Umgebung.
Bei guten Aussichten gehe ich an vielversprechende neue Plätze oder ebenfalls an bekannte Stellen, die auch bis zu 50 km entfernt liegen können. Bei absolut schlechten Aussichten gehe ich entweder gar nicht und arbeite statt dessen an dieser Website weiter oder mir ist es egal ob ich etwas fange, weil ich einfach nur in der Natur sein möchte.
Und wenn dann doch etwas geht, versuche ich heraus zu finden warum ich trotz schlechter Aussichten mal etwas gefangen habe. Das ist wesentlich interessanter, als darüber zu grübeln, warum man schon wieder als Schneider nach Hause kommt.
Ich wünsche allen Aalfreunden einen erfolgreichen Start in die Saison 2006.