Anfang Januar 2006 hat es eine tschechische Chemiefabrik fertig gekriegt sämtliches Leben in der Oberelbe auf eine Länge von 60 km auszulöschen.
Erst gestern (Montag) hielt man es für notwendig den Nachbarn Deutschland darüber zu informieren. Und dies scheint offenbar auch noch recht dürftig erfolgt zu sein. So gibt es unterschiedliche Pressemeldung an welchem Ort die Katastrophe ausgelöst worden ist.
Das sächsische Umweltministerium meldet demnach einen Ort ca. 150 km von der deutschen Grenze (Nymburk). Die Tschechische Regierung hingegen einen weiter flussaufwärts gelegenen Ort Namens Kolin, in der Nähe von Prag. Es gibt bisher auch keine Informationen wie viel Zyanit (Blausäure) mit dem Abwasser der Fabrik in die Elbe gelangt ist.
Dennoch melden sich sofort einige hiesige Experten zu Wort, die mit ihren eifrigen Berechnungen keine Folgen für deutsche Bestände sehen.
Zumindest was den Bestand an Wanderfischen angeht, dürfte dies eine voreilige Einschätzung sein. Wanderfische kennen keine Grenzen. Ebenso wenig wie das Gift, auf das amerikanische Schwerverbrecher in den Todeszellen warten, welches sich nun in den Elbfischen befindet.
Da wird der Zeitpunkt von Stadtpassagen des Giftteppichs auf das genaueste angegeben. Selbst die Verdünnung wird auf Nachkommastellen angegeben, wohlgemerkt ohne offenbar die Ausgangsmenge wirklich zu kennen. Es ist lediglich bekannt, dass die Gesamtmenge an Giftstoffen im Fluss um das 30-fache die zulässigen Grenzwerte überschritten hat.
Angeblich müsste man demnach ca. 1000 Liter Elbewasser trinken um daran zu sterben. Hallo? 1000 Liter? Ich schätze dieser Wissenschaftler ist, selbst wenn er völlig vertrocknet wäre und zwischendurch mal zum Pinkeln gehen würde, nach wenigstens 30 Liter ersoffen (=tot wie ein Fisch in der tschechischen Elbe).
Und wenn dem doch so sein sollte? Wieso verhängt dann das Bundesland Sachsen ein striktes Angelverbot für die Elbe. Als Sachse würde ich doch auf die Barrikaden gehen und einen Teil meiner Fischereiabgabe bzw. DAV-Beitrag zurückverlangen.
Wieso soll man für ein Gewässer zahlen in dem nicht geangelt werden darf? Ich frage mich natürlich ob der DAV Dachverband bereit ist für die Zeit der Sperre weiter Pacht zu zahlen. Das Geld könnte sicher sinnvoller in der Jugendarbeit oder bei der Bestandsstützung von wieder mal geschädigten Wanderfischbeständen untergebracht werden. Sachsen-Anhalt zögert jedoch noch, ob ein Angelverbot notwendig ist. Vielleicht hofft man bei dem Eisgang, dass sowieso keiner Angeln geht. Die Kohle wird ja sowieso gezahlt, oder?
Ich hoffe der DAV versteht den Wink mit dem Zaunpfahl und prüft zumindest seine Möglichkeiten zur Pachtminderung.
Auch die anderen Elbeländer (Niedersachsen, Hamburg) gehen davon aus, dass sich der Giftteppich durch die Zuflüsse zur Elbe weiter stark verdünnt. Hm..?! Schon mal aufs Thermometer geäugt? Etliche Nebenflüsse und Gräben sind zugefroren, zudem kommt kein Wasser mehr aus den ehemaligen Tageabbaugebieten.
Damit hat die Schifffahrt auf der Elbe in den letzten Tagen übrigens Einbußen hinnehmen müssen, die den weiteren Ausbau der Elbe zwar nicht rechtfertigen, aber entsprechende Forderungen dennoch ein Indiz für zu geringe Wasserstände und damit auch Wassermengen in der Elbe sind.
Mir erschließt es sich nicht im geringsten, wie jemand aus diesen Fakten, Empfehlungen über die Schädlichkeit gegenüber dem Leben an Mensch und Tier angesichts solcher Katastrophen, ohne jeglichen Skrupel abgeben kann. Da in einigen Berichten auch über die Speicherung der Gifte und das Überleben bestimmter Fische berichtet wurde, sollte es zur Prüfung unbedingt entsprechende Untersuchungen der Bestände (und zwar aller Arten) nach dem passieren der Giftwelle geben. Ich kann es mir zwar nicht vorstellen, dass belastete Fische überleben, habe aber auch keine Lust, beim nächsten Quappenessen auf ein Stück “Zyankali” zu beißen.