Rückblick 2006 – Juni: Norwegenurlaub

Da hier offenbar mehr erwartet wird als tatsächlich dran ist, hier nun mal eben schnell mein kleiner Norwegenbericht.

Der Urlaub dauerte vom 10.06.06 bis 24.06.06 und ging nach Sandvatn. Das heißt soviel wie Sandsee und gibt es bestimmt 1000 mal in Skandinavien. Ich hatte mir zwar ein anderes Ziel mit freiem Angeln auf Aal und Forelle ausgesucht, aber meine liebe Schwester war anderer Meinung, weil es angeblich keine Berge (auf dem Katalogfoto fehlten sie) in Farsund gab. Ohne Navi hätte ich jedenfalls da nie im Leben hingefunden. Zum Glück gab es auch eine Wegbeschreibung die halbwegs hingehauen hat. Nach 17 Stunden war die Anreise geschafft und ich auch.

Der See liegt in einem Talkessel und hat eine Größe von ca. 5 ha bei einer max. Tiefe von 2 m. Die Ufer und der Grund waren leicht bewachsen. Es gab mehrere Zuläufe. Leider aber alle aus dem umliegenden Randgebirge. Ein Ablauf war nicht vorhanden. Meine Stimmung war somit schon mal am Boden. Mit Aalen war hier jedenfalls kaum zu rechnen. Aber da gab es ja noch 2 Flüsse in der Nähe. Lt. Karte jeweils max. 2 km Luftlinie. Leider gab es da aber auch noch jeweils eine schmale aber sehr hohe Bergkette dazwischen. Zu Fuß also nichts zu machen, meine Stimmung sank somit erst mal auf den Tiefpunkt.

Mitgenommen hatte ich 7 Ruten (2 Meeresruten, 1 Brandungsrute, 1 Stippe, 2 Aalruten und eine Spinnrute) mit entsprechendem Zubehör und 200 Tauwürmer sowie diverse Kunstköder und Lockstoffe.

Das Haus war sehr gut ausgestattet und die Landschaft in der Umgebung war und ist einfach Traumhaft. Nachbarn gab es zudem weit und breit keine. Außer dem Reh mit Kitz, welches jeden Morgen an der Terrasse vorbei lief.

Als erstes probierte ich es am nächsten Tag an unserem See, der ca. 50 m vom Haus mit eigenem Boot lag. Am Abend vorher konnte ich jede Menge Aktivitäten an der Wasseroberfläche beobachten. Fische schien es jedenfalls zu geben, wenn auch die Größe offenbar zu wünschen übrig ließ.

Also, erst mal eine Rute mit Taui an der Pose im ca. 1m tiefen Wasser angeboten. Schon kurz darauf kam der Biss. Anhieb und ohne jeglichen Widerstand trudelte eine Minibachforelle an Land. Bachforellen in einem solchen See? Also, den Haken etwas größer gewählt und wieder mit einem Wurm bestückt. Ca. 30 Min. später lag eine schön gezeichnete 23 cm Rotgetupfte vor meinen Füßen. Ich packte erst mal meine Sachen um den See etwas genauer zu betrachten. Gegen Mittag zeigte das Thermometer 33 °C. An Angeln in der prallen Sonne war nicht zu denken. Gegen Abend dann noch 3 weitere Forellen zwischen 20 und 34 cm und einen kräftigen Sonnenbrand geholt. Die gefangenen Forellen landeten auf dem Grill, der vorher ziemlich verdreckt war. L Sie schmeckten aber ausgezeichnet. Die heißen Temperaturen um 30 °C hielten die folgenden 8 Tage lang an. Die von mir erwähnten Flüsse in der Nähe führten deshalb kaum noch Wasser. Das war eher eine Colafarbene, übel riechende Brühe. Die „Sehenswürdigkeiten“ = „Wasserfälle“ in der Umgebung waren ausnahmslos versiegt. Auf meine Nachfrage nach alternativen Angelmöglichkeiten im MX Sportsshop Kvinesdal (der nächste größere Ort) konnte man mir nur eine viel versprechende Stelle im Fluss nennen. Leider war ausgerechnet dort z. Zt. das Angeln wegen eines Lachsprogramms verboten. Also hielt ich mich des Abends an den Forellen gut und am Tage unternahm ich Ausflüge in die umliegenden Städte (Radius ca. 150 km) mit meiner kleinen Familie. Dabei besuchte ich u.a. die Fachgeschäfte und Touristeninfos in Mandal, Farsund, Lyngdal und Flekkefjord. Wo ich leider keine Infos zum Thema Aalangeln bekam. In Flekkefjord konnte mir der Ladenbesitzer lediglich eine Stelle nennen, wo beim Forellenangeln mit Wurm gelegentlich Aale als Beifang an den Haken gehen. Er meinte nur mit einem Lachen, dass die Norweger nicht auf Aale angeln. Er wüsste aber, dass die Holländer und Dänen die Mündungen der Flüsse inzwischen komplett mit Reusen zubauen um die Aale für Mastfarmen abzufangen und teuer zu verkaufen. Da kommt kaum ein Aal noch durch. Leider schert es die Norweger genauso wenig wie ein internationales Walfangverbot. Die Norweger haben Glück mit sowenig Menschen in einem so großen wasserreichen Land zu leben. Sonst wäre die Umweltverschmutzung dort noch deutlicher sichtbar. Aber dies ist ein anderes Thema.

Am Ende der ersten Woche lagen ca. 45 Forellen in der Tiefkühltruhe und die Sonne brannte immer noch vom Himmel. Also versuchte ich es in den Seen der Umgebung. U.a. in den 2 größten Binnenseen in VestAgder in denen das Angeln kostenlos ist. Aber auch hier das gleiche Bild. Selbst in 14 m Wassertiefe nur Bachforellen. Am 9. Tag machte ich mich auf den Weg ein Boot zum Hochseefischen aufzutreiben. Viele der in den Prospekten genannten Hochseeguides hatten ihr Geschäft aufgegeben bzw. waren Ausgebucht. Schließlich konnte ich Magnus von Elchferien erreichen. Er meinte für Mittwoch hätte er noch 2 Plätze frei. Ich sagte zu. Schließlich war Samstag schon unser Abreisetag. Mit den Aalen hatte ich aber noch nicht ganz abgeschlossen. Denn am Dienstag zogen dicke Wolken auf, es kühlte sich auf 25 °C ab und es regnete ein wenig. Gegen 18.00 Uhr kam dann der Anruf von Magnus. Nix mit Hochseefischen, durch den Wetterumschwung war es zu windig für die Ausfahrt. Da zudem eine starke Unterströmung vorherrschte war weder Boot noch 500g Pilker an Ort und Stelle zu halten. Magnus vertröste mich auf Donnerstag. Also ging ich nächsten Tag wieder an unseren Forellensee und zog noch ein paar Forellen. Offenbar gab es hier keine anderen Fische. Ein ausgelegter Köderfisch war jedenfalls unberührt geblieben. Gegen Abend entschloss ich mich an die verbotene Stelle in der Kvina zu gehen und nur mal anzutesten. Also, Tauwurmstück an 4er Aalhaken und ab zwischen die Steine. Der Fluss war inzwischen etwas angestiegen und das Wasser roch auch nicht mehr so schrecklich. Nachdem ich 2 Bleie verloren hatte und dunkle Wolken aufzogen wollte ich schon aufgeben. Ich warf aber doch noch mal eine viel versprechende Stelle am anderen Ufer an. Nach ca. 15 Min. bemerkte ich ein Knacken links hinter mir im Wald. Das knacken kam näher und die Haut auf meinem Nacken bekam Mäusetitten. 2 Minuten später lugte vorsichtig eine trächtige Elchkuh aus dem Dickicht.

Ich kenne mich mit solcher Art Getier nicht aus und habe mich erst mal ganz flott dünne gemacht. Gerödel und Rute habe ich einfach liegen lassen. Die Elchkuh ging ein paar Meter am Ufer entlang und schnüffelte am Wasser. Da es inzwischen zu Nieseln begonnen hatte schöpfte ich etwas Mut und nahm mir einen Stein. Aber als die Kuh mich sah machte sie sich, wohl ebenfalls erschrocken, von dannen. Als ich meine Rute einholen wollte um hier zu verschwinden hatte ich wieder einen Hänger. Dachte ich. Denn nach dem obligatorischen klopfen auf den Blank quoll zwischen den Steinen ein weißes schlangenähnliches Geschöpf hervor, welches sich heftig windend versuchte an den nächsten Stein zu klemmen. Was soll ich sagen. Ein etwas dünner aber doch mit über 80 cm recht ordentlicher Norwegen Aal. Da es am nächsten Tag früh rausgehen sollte, es inzwischen Strippen regnete und die Stelle zum Angeln eigentlich nicht freigegeben war packte ich zusammen. Leider hatte ich inzwischen eine Nachricht von Magnus aufs Handy bekommen. Angeln auf hoher See absolut unmöglich. Ich rief ihn an und er meine evtl. Freitag. Ich sagte ihm, dass wir Samstag früh abreisen würden und dies die letzte Möglichkeit wäre. Er wollte sich daraufhin nur noch mal melden, wenn es Freitag doch noch klappt. Das Wetter sollte nicht mitspielen. Am Donnertag versuchte meine Frau noch woanders ein Boot zu bekommen. Ergebnislos. Überall die gleiche Aussage. Zu windig. Trotz des Regens gab es am See auf einmal so kleine Fliegen (Gewitterfliegen, Kommatierchen o.ä.) diese waren etwa so groß wie Läuse und stachen in die Haut. Es juckte fürchterlich und es bildeten sich rote Flecken. Die Hölle kann nicht schlimmer sein. Dennoch haben wir uns auf den Weg an den nächsten Fjord gemacht. Ob hier auf einem alten Betriebsgelände das Angeln erlaubt war, war uns inzwischen völlig egal. Angelzeit zwischen 17.00 und 2.00 Uhr. 5 Ruten mit Tauwurm auf Grund und 1 Brandungsrute mit Spiro und Minitwister. Kurz nach dem einwerfen ging die Beißerei los. Zu früh gefreut. Leider nur Lippfische, Seesterne, Muscheln und Krebsartiges an den blank gefressenen Haken. Also, Echolot ausgeworfen und geschaut was da los ist. Es zeigte jede Menge Fischsymbole in 51 m Tiefe, nur 5-10 m vom Ufer und ca. 50 cm über Grund. Also haben wir die Tauwürmer etwas aufgepoppt. Und siehe da, kurz nach dem einwerfen lag ein guter Seelachs am Ufer. Nach einem kurzen aber heftigen Schauer tauchten die Stechfliegen auch hier auf. Wir vermummten uns trotz der immer noch hohen Temperaturen. Aufgeben wollten wir jedenfalls nicht. Und so fingen wir unter echten Qualen so einige Seelachse und Dorsche zwischen 50 und 60 cm. Am Haus wieder angekommen kam die Beute erst mal in den Kühlschrank. Und nach einem gepflegten deutschen Bier sind wir zerstochenen Streuselkuchen dann in die Betten gekrochen. Magnus hatte natürlich, wie erwartet, nicht mehr angerufen. Am letzten Tag waren wir noch mal am Fjord und haben mit Spirolino noch ein paar gute Seelachse gefangen. Das jucken der Stiche hält übrigens bis zum heutigen Tage an. Ich bin immerhin seit 4 Tagen wieder in Deutschland.

Fazit. Zum Aalangeln sollte man nicht unbedingt am Anfang der Saison nach Norwegen fahren. Es sei denn, es handelt sich um ein spezielles Angebot für einen reinen Angelurlaub auf Aal. Norweger braucht man zumindest im Süden und Südwesten nicht nach guten Angelstellen für Aal fragen. Es wird hier nicht auf Aal geangelt. Tauwürmer braucht man nicht unbedingt mitzunehmen, denn einige Händler führen auch Wurmköder. Z.B. der in Flekkefjord. Ohne gute Karten ist man in Norwegen aufgeschmissen. Es gibt an den Wegweisern zu den Orten keine Entfernungsangaben! Und es gibt auch keine Ortseingangsschilder! Das heißt man weis auf dem Lande nie genau wo man eigentlich ist. Man sollte im Routenplaner stets die schnellste und auf keinen Fall die kürzeste Verbindung einplanen. Die Straßenverhältnisse könnten sonst äußerst übel werden. Auch vom umfahren der Mautstationen sollte abstand genommen werden. Ein Urlaub sollte möglichst Lastminute geplant werden, wobei die Skandinavische Großwetterlage der vergangenen Tage und der nächsten Tage berücksichtigt werden sollte. Für mich war es ein durchwachsener Urlaub. Im übrigen der erste mit meinen Nachwuchs, der Morgen 1 Jahr alt wird und während des gesamten Urlaubs mit diversen Kinderkrankheiten (Erkältung, Mandelentzündung, Zähne …)zu kämpfen hatte. Wir haben ca. 20 Kg Fisch mit nach Hause genommen, darunter immerhin einen Aal, haben sehr, sehr, sehr, viel Berge und Wasser gesehen, sind ebenso viele krumme abgelegene Straßen gefahren und haben sehr viel über das Land und die Menschen erfahren.

Der nächste Urlaub in Norwegen findet somit zu anderer Zeit und an andere Stelle statt.

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