Rückblick 2009 – April: Halbe Kraft und doppelt Strom, wie geht das denn?

Das Bundesland Berlin versorgt sich ab 2010 angeblich ausschließlich mit Strom aus Wasserkraft. So lautet zumindest die Meldung einer großen Zeitschrift mit vielen Bildern und wenig Inhalt. Da in Deutschland lt. Bundesregierung nur 2 % der Energie aus Wasserkraft stammt, lässt sich leicht ausrechnen, für wie viele Menschen dieser Strom max. reichen müsste. Nämlich 2 % der Einwohner Deutschlands. Das wären also 1,6 Millionen. Komisch, Berlin hat doch aber mehr als doppelt so viele Einwohner. Demnach müsste der Strom aus dem Ausland kommen, diese Idee hatten aber schon vor Jahren viele andere Städte und Unternehmen. Mehr Kraftwerke gibt es aber auch im Ausland nicht. Damals nicht und auch heute nicht. Woher kommt also dieser Strom? Ganz einfach, er wird mittels Zertifikaten „ausgetauscht“ oder besser gesagt fiktiv produziert. D.h. im Ausland werden platt gesagt „grüne Zertifikate“ gegen „dreckige Zertifikate“ zu einem bestimmten lukrativen Kurs ausgetauscht. Nun lässt sich der reingewaschene Atom- und Kohlestrom als Ökostrom an Berlin u.a. weiter verkaufen. Und was passiert mit den schmutzigen Zertifikaten? Nichts. Sie verschwinden wahrscheinlich in einer Schublade. Der auf Basis dieser Zertifikate erzeugte Strom müsste eigentlich als Atom- oder Kohlestrom verkauft werden, wird er aber nicht. Die Kunden im Ausland wissen gar nicht dass ihr Wasserkraftbetreiber seine Zertifikate verkauft hat und sie eigentlich nur noch den schmutzigen Strom verwenden. Klingt auch nicht plausibel, das ein Wasserkraftwerk plötzlich Atom- oder Kohlestrom liefert. Da es aber aus Ökologischer Sicht genau so ist, werden die Nutzer durch den Handel mit solchen Zertifikaten veralbert. Auf diese Weise kann man plötzlich doppelt soviel Wasserkraftstrom verkaufen, obwohl tatsächlich nicht mehr Strom aus Wasserkraft produziert wird.
Denkt mal drüber nach.

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