Trotz hoher Kosten für Glas- und Jungaale werden Besatzmaßnahmen durch die Angel- und Fischereivereine vorgenommen. Aber ist das richtig? Zur Erhaltung der Bestände in unseren Gewässern ist es sicherlich richtig. Aber ist es auch richtig irgendwelche aufgekauften Tiere aus Frankreich oder Portugal in unsere Gewässer einzusetzen?
In einer wissenschaftlichen Abhandlung (Thierry Wirth und Louis Bernatchez) war zu erfahren, dass der Aal, wie auch andere Fische, sogenannte Stämme bildet. Was das heißt?
Naja, das heißt, dass Aale aus verschiedenen Stämmen winzige genetische unterschiede aufweisen, die es ihnen ermöglichen, wie auch bei Lachsen, über tausende Kilometer in ihre sogenannten “Heimatgewässer” zurück zu kehren. Je weiter die Stämme voneinander entfernt leben, je größer sind die genetischen Unterschiede.
Und genau da liegt ein Problem der Aalerhaltung. Der importierte Besatz aus Westeuropa ist in unseren Flüssen eigentlich nicht richtig. Warum?
Hm,… bauen wir mal den Aalzyklus- die Entwicklung des Aals von der Larve zum fortpflanzungsf... grob nach.
1. Ein Aalpaar laicht in der Sargassosee- Laichgründe der Aale in ca. 3000-4000 m Tiefe im Westatla...
2. die Larven treiben/ziehen in Richtung europäisches Festland
3. die Glasaale erreichen instinktiv die Flussmündungen und Küsten z.B. auch Frankreichs
4. dort werden sie unter erheblichen Verlusten (90%) gefangen, um sie weiter zu verkaufen
5. ein Teil davon landet als “Besatzmaterial” irgendwann in Mitteleuropäischen Gewässern z.B. Deutschland
6. der Aal durchläuft dort seine Stadien bis zum Blankaal- Geschlechtsreifer Aal der zur Fortpflanzung in Richtung We... (soweit er nicht durch die unzähligen Gefahren, Krankheiten und Hindernisse ums Leben kommt)
7. nun wandert er wiederum genetisch gesteuert in die Sargassosee- Laichgründe der Aale in ca. 3000-4000 m Tiefe im Westatla... ab, um sich dort fortzupflanzen.
8. Und jetzt kommt der Haken! Die neue Generation Jungfische wandern nun aber nicht etwa in die mitteleuropäischen Gewässer (im Beispiel Deutschland) zurück sondern genetisch bedingt wieder, wie ihre Eltern bereits, in Richtung Westeuropa (wie im Beispiel nach Frankreich).
9. Die Folge: Es kommen immer weniger Glasaale in Mitteleuropa an, weil in unseren Systemen fremde (französische) Stämme aufwachsen und die ursprünglich “einheimischen” Stämme längst verdrängt haben.
In wie weit diese Möglichkeit des Glasaalrückgangs von den Aalfarmen und Lieferanten berücksichtigt wird, ist mir leider nicht bekannt.
Vielleicht wisst ihr ja auch, wo genau der Aalbesatz- Aale bitte nur noch in nicht geschlossene eutrophe Gewäss... eures Vereins herkommt?!