Rückblick 2005 – Mai: Artgefährdung

Der Aal zählt in Europa, aufgrund seines Rückganges, zu den gefährdeten Arten. Dies hat verschiedene Ursachen. Als erstes sind da die Berufsfischer und Angler zu nennen… so sehen das jedenfalls viele der sogenannten Umweltschützer. Richtig ist jedoch, das ohne die Berufsfischerei und die Angler in unseren Flüssen der Aal seit vielen Jahren bereits ausgestorben wäre.

Die Berufsfischer und Angler verwenden von Jahr zu Jahr mehr Finanzen für den Kauf von Glasaalen, die zum Zweck des Besatzes und der Aufzucht in ihre natürlichen Gewässer eingesetzt bzw. übergesetzt werden müssen. Nicht, weil sie immer mehr besetzen, sondern weil der europäische und asiatische Markt die Preise hochtreibt.

Die Angler und Berufsfischer könnten sich diesen finanziellen Aufwand sparen, wenn es den Tieren möglich wäre, von selbst in ihre angestammten Heimatgewässer aufzusteigen. Dies wurde ihnen aber vielerorts innerhalb der letzten 30 Jahre durch falsch verstandenen Umweltschutz, Profitgier o.ä. unmöglich gemacht. Da wurden z.B. Staustufen für die ach so saubere Wasserkraft in völlig ungeeignete Gewässer gestampft, ohne sich die geringsten Gedanken über die Folgen für die Umwelt zu machen. Die hohen Fördermittel wären bei der Solar- oder Erdwärmeforschung besser aufgehoben gewesen. Ähnlich läuft es momentan mit den Windkraftanlagen auf Land und auf See. Vielerorts werden diese überdimensionalen Vogelscheuchen bereits als Kranichhäcksler bezeichnet! Wahrscheinlich wird bei zukünftigen Walstrandungen der Schiffsverkehr u.ä. verantwortlich gemacht, und nicht die riesigen lärmenden Windkraftparks auf See. Das die Schiffe schon vorher da waren, will dann keiner mehr hören. Aber das ist ein anderes Problem. Den Aalen ist es jedenfalls ohne Hilfe nicht mehr möglich ihrem natürlichen Wandertrieb nachzugehen. An einigen Stellen sind auf Initiativen der Angler Fischtreppen gebaut worden, die es den Tieren, zumindest teilweise ermöglichen in die Flüsse aufzusteigen. Dies ist jedoch nicht überall möglich, da z.B. geschlechtsreife Aale mit der Hauptströmung wandern und diese wohl kaum über eine Fischtreppe führt, sondern eher direkt durch die Turbine eines Wasserkraftwerkes. Leider ist dabei der Wander- und Fortpflanzungstrieb der Tiere größer als der Lebenserhaltungstrieb. Was der Mensch in Amerika mit den Büffeln gemacht hat (und ich meine nicht die jagenden Indianer) erledigt er hier mechanisch mit den Fischen. Und was hier durch Besatz und Übersetzen gerettet wird, fällt zu einem nicht unerheblichen Teil dem eingebürgerten Kormoran zum Opfer, der sich in vielen Gebieten derart ausgebreitet hat, das die Angler den Kampf, insbesondere gegen die Ausrottung des Aals, als aussichtslos beschreiben.

Der Aal als Besichtigungs- und Prestigeobjekt eignet sich da leider weniger, als ein mittlerweile sehr präsenter Vogel.

Nach Aussage älterer Einwohner (auch Nichtangler) gab es diesen Vogel überhaupt nicht in diesen Massen in Deutschland. Wenn es ihn gegeben hat, so muss er wohl in seiner natürlichen Umgebung in einem ausgeglichenen Ökosystem gelebt haben, welches nicht jedem beliebigenTouristen“ ohne weiteres zugänglich war. Es geht nicht um die Ausrottung des Kormorans, sondern um die Erhaltung anderer Arten und den Schutz dieser vor dieser extrem künstlichen und überhöhten Populationsdichte. Es kann nicht sein, das Berufsfischer und Angler, ohne finanzielle Beteiligung von Außen, durch ihre Beiträge, ihren Fischbesatz und ihre konkrete Gewässerpflege für die Nahrung dieser Vögel sorgen und auch noch dabei zusehen sollen, wie ihre Bemühungen um die Erhaltung der Artenvielfalt im aquatischen Lebensraum durch unsachgemäßen Vogelschutz zerstört werden. Nur, weil man nicht ohne weiteres ins Wasser schauen kann, heißt das nicht, das dort die Artenvielfalt weniger wichtig für das Ökosystem ist.

Dies müsste eigentlich bekannt sein, immerhin hat man den Flusskrebs beispielsweise ganzjährig geschützt um ihn vor dem Aussterben zu bewahren. Der „Fressfeind“ Nr. 1 für den Flusskrebs ist wiederum der Aal, der wiederum ohne die professionellen Hegemaßnahmen der Angler eine Erholung und Normalisierung des Krebsbestandes unmöglich machen würde. Da der Aal schutzlos zwischen diesen beiden geschützten Arten (Flusskrebs und Kormoran) in der Nahrungskette steht, werden seine Bestände auch in Zukunft nur durch das hinzutun der Berufsfischer und Angler überleben. Stellt man ihn ebenfalls unter Schutz bedeutet dies als erstes das Aus für den Flusskrebs wegen des hohen Fraßdrucks durch nicht gepflegte Aalbestände, als zweites das Aus für den Aal, wegen der weiteren negativen Einflüsse (Querverbauungen, Glasaalfischerei, Krankheiten…) und als letztes ein Rückgang der Kormoranpopulation aufgrund des geringeren Nahrungsangebots und der Selbsthilfe der Natur (z.B. über Krankheitsepidemien) wegen zu hoher Bestandsdichten. Vergleichbar mit der Seehundstaupe bei den Seehundpopulationen, die von Zeit zu Zeit den Bestand auf das Normalmaß zurückführt und das natürliche Gleichgewicht wiederherstellt. Dann ist es für Flusskrebs und Aal jedoch längst zu Spät….

In den Regelungen zum Schutz des Wassers geht es immer nur um Trinkwasserqualität. Dies ist ebenfalls falsch verstandener Umweltschutz. Die Gewässer und die darin lebenden Organismen brauchen keine Trinkwasserqualität. Im Gegenteil! In unserem Trinkwasser können die wenigsten Organismen überleben. So ist aus einigen Bereichen zu hören, das mit „steigender Wasserqualität“ Maßstab ist natürlich wieder einmal das Trinkwasser- die Bestände in den Gewässern deutlich zurückgegangen sind. Und zwar auch bei Arten die überhaupt nicht befischt werden. Die massive Verschmutzung der Gewässer ist jedoch noch wesentlich schlimmer, allerdings an anderen Punkten. Hier wird der Lebensraum schlagartig oder langsam weiter Fortschreitend durch Einbringung schädlicher Stoffe auf verschiedensten Wegen (Regen, Grundwasser, Abflüsse etc.) Regelrecht vernichtet.

Geangelt wurde schon seit Menschen gedenken. Es hatte, als es noch in Massen der Ernährung diente, keinen negativen Einfluss auf die Bestände. Erst durch die äußerst schädlichen massiven Eingriffe in Lebensraum und Umwelt, ist das Leben und die Artenvielfalt im Wasser in Gefahr gekommen.

Fischkrankheiten hat es zwar immer gegeben, jedoch waren die Bestände auf Grund ihrer gesunden Größe in der Lage, die dadurch entstehenden Verluste zu kompensieren. Inzwischen nutzt ein Parasit der Japanischen Art auch die Europäischen und Amerikanischen Aalarten als Wirt, der Anguillicola crassus oder Schwimmblasennemathode. Dieser wurde Anfang der 80er Jahre eingeschleppt. Während der ursprüngliche Wirt nahezu problemlos mit dem Parasiten zurecht kommt, werden die beiden anderen Arten des Flussaals stark geschwächt. Insbesondere der europäische Blankaal wird während der vergleichsweise sehr langen Wanderung (ohne Nahrungsaufnahme) zum Laichgebiet, derart geschwächt, dass er die Sargassosee nicht erreicht und damit sich nicht mehr vermehren kann. Weshalb der Schwimmblasenwurm neuerdings auch die europäischen und amerikanischen Aale befällt, ist nicht wissenschaftlich geklärt. Denkbar ist die Verschleppung des Parasiten durch Japanische Glasaalfischer.

Die Population der japanischen Art reicht schon lange nicht mehr aus, um den Aalbedarf der Japaner zu decken, deshalb werden die europäischen Glasaalbestände verstärkt von den Japanern abgefangen oder aufgekauft und in japanische Aalmastanlagen verbracht. Angesichts der Vorgehensweise japanischer Großfischer gegenüber Walen und Delphinen, kann sich sicher jeder vorstellen, wie das Ganze abläuft.

Weiterhin werden Glasaale in riesigen Massen für die Aufzucht auf Chinesischen Aalfarmen abgefangen, bevor sie in den näheren Bereich der europäischen Flüsse gelangen. Diese werden dann wiederum nach Japan Exportiert, wo der weltweit größte Verbrauch an Aal herrscht und z.T. sehr hohe Preise gezahlt werden. Gleiches gilt wohl für die Glasaalfischerei der Franzosen und Portugiesen, welche Glasaale in Massen zu, man glaubt es kaum, Brotaufstrich verarbeiten. Was für ein Frevel im Umgang mit dieser einzigartigen Tierart, dort hat man wohl noch nichts von pflanzlichen Brotaufstrichen gehört! Dies ist Fakt und auf den Seiten des deutschen Bundestages nachzulesen. Dort wird u.a. darüber Berichtet, dass alle Versuche zur Einführung eines Mindestmaßes für alle Aale bei der Europäischen Kommission gescheitert sind. Und das allein im Januar/Februar in Frankreich, nur an der Mündung der Loire, 90 Tonnen Glasaale mit Schleppnetzen gefangen wurden. 60 Tonnen wurden dabei tot angelandet und deshalb sofort dem Konsum in Spanien (Brotaufstrich) zugeführt. Dabei werden regelmäßig Preise bis 300 Euro/Kg erzielt. 90 Tonnen! Das macht bei 3000-4000 Aale je Kg das ergibt ca. 350 000 000 (in Worten Dreihundertfünfzigmillionen) Individuen. An nur einer Flussmündung in 2 Monaten! Umgerechnet hieße dies, dass ausnahmslos jeder deutsche Sportfischer beispielsweise aus der Elbe und deren Nebenflüssen 1500 Aale/Jahr entnehmen müsste um einen derartig hohen Schaden zu verursachen. Völlig utopisch!!! Leider sind vielen Umweltschützern diese Dimensionen nicht bekannt, und da wird dann schon mal ein riesen Aufstand gegen den Angelsport betrieben, weil 1 (in Worten Ein) Angler 90 Aale gefangen hat. Davon, dass diese schonend behandelt und fast alle wieder zurückgesetzt worden sind, wird natürlich nicht gesprochen, sonst hat man ja nicht so viel zu lamentieren, was nicht heißen soll, dass diese Vergleichsweise geringe Zahl ohne wenn und aber hinzunehmen ist. Aber deswegen nach einem Fangverbot für Angler zu schreien ist wohl doch etwas übertrieben.

Die Zahl von 90 Tonnen = 350 000 000 Tiere mag euch erschreckend erscheinen. Allein der Aalbedarf in Japan lag 1998 aber bei mehr als 120.000 Tonnen Speiseaal (da sind die Tiere, die zwischendurch oder beim Fang sterben (70-90%) nicht mit drin!!!) Nachzulesen in der Aalpost 1998.

Deshalb zieht an einem Strang und fordert ein Europaweites Mindestmaß für Aale (einschl. Glasaale), damit die sogenannte Mafia der Glasaalwirtschaft endlich aufhört, aus Profitsucht (min. 300 Euro/Kg) ein einzigartiges Lebewesen auszurotten, wehrt euch gegen weitere Querverbauungen der subventionierten Energiewirtschaft für echten, ausgeglichenen, planvollen, nachhaltigen und vor allem auch sinnvollen Umwelt-, Natur- und Tierschutz ohne Selbstzweck in Europa.

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