Rückblick 2006 – Mai: Besatz, Kormoranfütterung oder Aalgehacktes gefällig?

Seit dem bekannt ist, dass den europäischen Fischern und Anglern wohl ein halbmonatliches Fangverbot auf Aal erwartet, wird hierzulande Aal besetzt als wäre fehlender Fließgewässerbesatz der vergangenen Jahre einzig und allein Schuld am Rückgang der Aalbestände.

Zugegeben; der Glasaalpreis ist Anfang 2006 auf ca. 430 Euro/Kg gefallen. Dies kann aber nicht auf die verstärkten Besatzmaßnahmen zurück geführt werden, da vorwiegend mit Satzaalen besetzt wird.

Meldungen der letzten Tage über Besatzmaßnahmen 2006:

Untere Havel: 165.000 Farmaale

Berliner Gewässer: 135.000 Farmaale

NOK + ELK: 1,4 Tonnen Satzaal (jährlich)

Elbe und Nebengewässer Niedersachsen: 100.000 Farmaale

Rhein: 45.000 Farmaale

Main: 117.000 Euro für Aalbesatz

Besatzmaßnahmen sind ein Mittel um die bedrohten Aalbestände wieder auf ein normales Maß zurück zu führen, solange sie mit Sinn und Sachverstand durchgeführt und durch weitere Maßnahmen ergänzt werden. Dies erscheint oftmals allerdings fraglich zu sein.

So können z.B. aus dem Main keine Aale ins Meer abwandern. Schuld sind die zahlreichen Wasserkraftwerke in dehnen die Aale zerquetscht, erschlagen oder zerstückelt werden.

Jedes Kraftwerk schädigt dabei die abwandernden Aale zu ca. 28 %. Untersuchungen haben ergeben, dass die Mortalität in Fließgewässern nach 10 Kraftwerken bei insgesamt 90 % liegt. Die übrigen 10% werden durch Raubfische und Kormorane, die unterhalb der Kraftwerke auf die überlebenden Aale warten bis auf ein Minimum dezimiert. Nach der Passage durch das Kraftwerk sind die Aale eine gewisse Zeit orientierungslos und können deshalb mit Leichtigkeit von Kormoranen und Raubfischen erbeutet werden. Im Main gibt es zudem 27 Staustufen, was dieses Gewässer für den Aal als nicht mehr geeignet qualifiziert.

Ein solcher Besatz bring hier für die Aalbestände also nichts als Schaden.

Obwohl dies seit mehr als 30 Jahren bekannt ist und immer wieder von Anglern und Fischen beklagt wird, werden in solche vom Menschen zerstörte Lebensräume jetzt von den gleichen Leuten auch noch verstärkt Aale eingesetzt.

Hier sollten zuerst die Ursachen für die Bestandsbedrohung beseitigt werden, bevor noch mehr Biomasse zerstört wird.

Auf die Besatzmenge kommt es ebenfalls an.

So haben zu hohe Besatzdichten einige negative Nebenwirkungen auf Gewässer und Bestände.

Eine stark erhöhte Sterblichkeit, eine höhere Lockwirkung für Kormorane, eine Förderung der Fressfeine (Hecht und Wels) und mit einer gewissen Verzögerung einen verstärkten Angel- und Fischereidruck sind meist die Folgen einer Überschreitung der Aalkapazität des Gewässers. Dies kann am Ende sogar zur Ausrottung anderer Arten z.B. Kleinfische, in diesem Gewässer führen.

Es nützt auch nicht massenhaft Aale in Gewässer zu setzen, die ohnehin von Kormoranen belagert werden. Oder irre ich mich da?
Besatzmeldungen wie 10.000 Satzaale, 35.000 Hechte, und 30.000 Zander, …. wohlgemerkt in ein und dasselbe Gewässer kann ich ebenso wenig verstehen, wie Aalbesatz in Forellengewässer. Meine Meinung zum Thema Aalbesatz in geschlossene Gewässer und Kochtopffischerei dürfte bereits bekannt sein.

Der Besatz in geeignete Fließgewässer wie die Elbe ist hingegen durchaus zu begrüßen und tatkräftig zu unterstützen. Hier wurde selbst daran Gedacht die einzige! Staustufe der Elbe auf deutschem Boden, bei Geestacht, zumindest für den Aufstieg zu umgehen. Für die Abwanderung sollen die vorhanden Einrichtungen ausreichen, was zu kontrollieren zu sein wird.

Also Verstand ein und Augen auf beim Aalbesatz!

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