Rückblick 2006 – November: Die Kraft von 2 Herzen

Viele Angler wundern sich, dass ein gefangener Aal sich nach einem Herzstich noch so extrem zur Wehr setzen kann. Trotz direktem Stich ins Herz windet und klammert der Aal sich um alles mit dem er auch nur in Berührung kommt. Und sei es nur das Vorfach. Es gibt die verrücktesten Geschichten über Aale die noch in der Pfanne nicht aufgegeben haben und dem Koch aus dem heißen Fett gesprungen sind. Viele dieser Geschichten sind sicherlich unter Anglerlatein zu verbuchen, aber dennoch ist bei den meisten auch ein Fünkchen Wahrheit dabei.

Der Aal sollte deshalb immer mit einem richtigen Aaltöter fair und waidgerecht getötet werden. Nur so ist sichergestellt, dass das Rückenmark schnell und sicher durchtrennt wird und der Fisch nicht unnötige Qualen erleidet.

Außerdem ist es empfehlenswert den Aal sofort auszunehmen und den sog. Blutfaden zu entfernen.

Während das normale Brachialherz zumindest der Lage nach wohl jedem geläufig ist, kennt das Kaudalherz im Schwanz des Aals kaum ein Angler.

Es handelt sich dabei um ein sog. lymphatisches Herz mit 2 Schrittmachern, welches das Blut vom Stamm über die Schwanzader und von den Nieren zum Körper pumpt.

Es wurde bereits 1865 von einem Forscher Namens Leeuwenhoek entdeckt und “Höhlen-” bzw. “Klappenapparat” genannt. Auf Grund einer englische Publikation aus den folgejahren 1867/68 erhielt es dann wohl seinen bezeichnenden Namen “Caudal Heart”.

Das Kaudalherz ist in der Natur absolut einzigartig, da es entgegengesetzt zu allen anderen bekannten Herzarten funktioniert. Während das normale Herz durch Muskelkontraktion sein Volumen verringert um das Blut aus dem Herzen zu pumpen, erweitert sich das Kaudalherz durch Muskelkontraktion um Blut aufzunehmen, während das Blut aus der erschlaffenden Kammer freigegeben wird.

Die Schlagfrequenz wird nicht durch Gehirn und/oder Nerven sondern hormonell und/oder durch Temperatureinfluss gesteuert. Die Atmung hat keinen Einfluss auf die Frequenz. Grundsätzlich liegt die Schlagfrequenz über der des Hauptherzens und lässt sich wie beim Hauptherz auf max. 380 Schläge pro Minute steigern. Dies wird bei einer Temperatur von 34 °C erreicht. D.h. bei hochsommerlichen Wassertemperaturen besteht die Gefahr des Herzversagens durch ausgeschüttete Stresshormone und Temperatureinfluss auf das Gefäßsystem des Aals.

Da beim Fang eines Aales nachgewiesener Maßen das im Nebennierenmark gebildete Stresshormon Adrenalin verstärkt ausgeschüttet wird, sollte die Tötung eines maßigen Aals so schnell wie möglich erfolgen. Fotos kann man auch später noch machen!

Wer kann denn schon mit Sicherheit sagen, ob nicht das Hilfsherz im venösen System des Aalschwanzes den Aal noch über Stunden/Tage am “Leben” halten kann und er möglicherweise in dieser Zeit unnötige Qualen zu erleiden hat.

Im übrigen dürfte dieser Artikel einige Anhaltspunkte zum Grund für die immer mal wieder publizierte Anlandung von toten Aalen mit der Handangel im Hochsommer liefern.

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