Rückblick 2006 – Dezember: Lebenserwartung nur 4 Tage

Dänische Forscher haben wieder einen kleinen Schritt auf dem wohl noch sehr langen Weg der künstlichen Vermehrung von europäischen Aalen vollbracht. Während in Japan seit über 30 Jahren Aale vermehrt werden können und inzwischen sogar eine Weiterentwicklung bis zum Gelbaal möglich ist, steckt die europäische Wissenschaft leider noch in den Kinderschuhen. Wie hier bereits berichtet, kann man den europäischen Aal seit etwa 20 Jahren zur künstliche Reife bringen. Bisher konnten die geschlüpften Larven lediglich 3 Tage am Leben gehalten werden, bevor sie letztlich verhungert sind. Nun ist es durch Veränderung der Hormonbehandlung bei weiblichen Aale gelungen, die Larven bis zu 4 Tage am Leben zu halten. Obwohl die Larven auch hier verhungerten, werten die Forscher es als großen Erfolg und meinen, dass sie innerhalb der nächsten 10 Jahre auch so weit sind, wie die japanischen Forscher heute.

Bei all der Euphorie sollte jedoch nicht vergessen werden, welche Gefahren von solchen Eingriffen in die Natur ausgehen können. So ist z.B. nicht geklärt, ob die künstlich erzeugten Aale ebenfalls vermehrungsfähig sein werden. Dies kommt bei künstlicher Vermehrung nicht selten vor. Diese Fische wären ausschließlich zur Mast in Aalfarmen geeignet. Als Besatz wären sie extrem schädlich für den natürlichen Aalbestand.

Jüngste Untersuchungen amerikanischer Wissenschaftler haben ergeben, dass insbesondere künstlich vermehrten Fischen natürliche Instinkte fehlen. D.h. selbst wenn ein künstlich erzeugter Aal in der Lage wäre auch zu Laichen, bleibt die Frage ob er es auch tut und vor allem ob er auch weiß wo?!

Die Norwegischen Lachsbestände bestehen heute bereits zu 75 % aus nachkommen entflohener Zuchtlachse. Der restliche Anteil der Wildlachse wird wohl früher oder später von ihnen vollständig verdrängt werden.

Das dies beim Aal passiert ist relativ unwahrscheinlich, kann aber nicht ausgeschlossen werden.

Bevor die Forschung nicht auch all diese Fragen geklärt hat, halte ich künstlich erzeugte Aale als Besatz der Zukunft für äußerst gefährlich.

Für Aalfarmen könnte sich in Zukunft aber ein Milliardengeschäft entwickeln, welches sogar die Ausgaben für den Aufkauf der natürlichen Glasaalbestände überflüssig machen könnte. Dies wiederum käme den ursprünglichen wilden Aalbeständen sehr zu gute.

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