Rückblick 2006 – August: Geschlechtsreife bei Aalen ansteckend?!

Ein internationales Team von Wissenschaftlern hat bei der Erforschung der Fortpflanzung von europäischen Flussaalen ein weiteres Geheimnis aufgedeckt. Und zwar die Antwort auf die Frage: Weshalb “laufen” die Blankaale eines Gewässers alle gleichzeitig?

Quasi wie auf Kommando wandern in jedem Jahr die geschlechtsreifen Flussaale in Richtung Sargassosee, dem mystischen Ort ihrer Geburt, ihrer Fortpflanzung und vermutlich auch ihres Todes. Doch was ist der Auslöser dieser gemeinsamen Wanderung, die sich noch vor wenigen Jahrzehnten in wahren Massen abspielte?

Das Forscherteam hatte, wie schon des Öfteren, männliche und weibliche Flussaale durch Hormonbehandlung zur sexuellen Reife gebracht. Im Experiment setzte man die behandelten Tiere zusammen mit unbehandelten Tieren in ein Becken. Die Reaktion war eindeutig.

Die unreifen männlichen Tiere entwickelten sofort ein verstärktes Hodenwachstum.

Die Wissenschaftler vermuteten zunächst gewisse ins Wasser abgegebene Sexualhormone wie z.b. Estradiol oder Testosteron. Diese könnten bei den übrigen Aalen das Signal zur Abwanderung und gleichzeitigen Reifung hervorrufen.

Tests mit derartigen Substanzen ergaben jedoch keine Reaktion. War es doch nicht der feine Geruchssinn der Flussaale, der selbst kleinste molekulare Duftspuren geschlechtsreifer Artgenossen wahrnehmen könnte? Doch, er war es.

Es musste etwas derartiges sein, denn ein weiteres Experiment ergab das gleiche Ergebnis.

Es wurden nun nämlich unreife Aale lediglich in ein leeres Becken gesetzt, in dem zuvor geschlechtsreife Aale ihr Zuhause hatten. Und wie gesagt. Sofort entwickelten sich mit hoher Geschwindigkeit auch bei ihnen die Geschlechtsorgane. Die heftigste Reaktion erfolgte, wenn der Eisprung bei den weiblichen Vorbewohnern kurz bevorstand oder die Samenproduktion bei den männlichen Tieren gerade eingesetzt hatte. Es muss also etwas im Wasser sein, wenn allein der Kontakt damit, solche Reaktionen auslöst.

Die Wissenschaftler haben sich nun auf die Suche nach dem geheimnisvollen Pheromon gemacht.

Möglicherweise ist die Entdeckung ein Schlüssel für zukünftige Schutzmaßnahmen zur Erhaltung des europäischen Aals.

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