Rückblick 2005 – Januar: Theorie zum sommerlichen Aalsterben

Leider widersprechen sich die Aussagen von Biologen in den Medien zu den Ursachen des alljährlich wiederkehrenden Fischsterbens im Hochsommer, insbesondere bei der Frage, weshalb gerade Aale, die sonst so einiges vertragen können, von den Massensterben so stark betroffen sind. Auf der einen Seite wird behauptet der Schwimmblasenwurm kann keinen Aal töten und auf der anderen Seite wird genau dieser für das sommerliche Aalsterben verantwortlich gemacht.

Ich denke es ist die Fähigkeit der Hautatmung die unter den einheimischen Fischen nahezu einzigartig ist, die dem Aal zum Verhängnis wird.

Der Aal ist in der Lage an Land einige Zeit zu überleben. Dies ist durch Funde und Beobachtungen belegt. Voraussetzung ist lediglich eine feuchte Umgebung die ihn vor dem austrocknen bewahrt. So soll er in der Lage sein bis zu 8 Tage über Land von einem Gewässer zum anderen zu schleichen (über mehrere Nächte hinweg). Dies geschieht i.d.R. allerdings nur bei abwandernden Aalen, da ihr Fortpflanzungstrieb höher ist als ihr Lebenserhaltungstrieb. Einwandernde Aale tun dies nur, wenn sie bei der Wanderung in ihr Zielgewässer, welches normalerweise in direkter Verbindung mit dem Meer steht, erreichen wollen und ihnen kein anderer Ausweg bleibt oder wenn ihnen das Gewässer nicht bzw. nicht mehr zusagt (z.B. bei Besatz in geschlossene Gewässer). Möglich macht dies die Fähigkeit der Sauerstoffaufnahme durch die Haut. Aale sollen bis zu 50 % ihres Sauerstoffbedarfs über die Haut aufnehmen können. Wenn diese Art der Sauerstoffaufnahme nun aber nicht nur eine besondere Fähigkeit und Vorraussetzung für die Landgänge, sondern auch, ähnlich wie beim Menschen, überlebensnotwendig für den Aal ist, also auch im Wasser stattfindet, hat die hohe Wassertemperatur einen stärkeren Einfluss auf die Atmung des Aals als bei anderen Arten.

D.h. je höher die Wassertemperatur um so weniger Sauerstoff ist im Wasser und um so weniger kann der Aal seinen Sauerstoffbedarf auch über die Haut decken. Der Aal kann zwar die Kiemenatmung verstärken, muss dies aber in einem weitaus höheren Maß tun als es normale Fische tun können, weil der Anteil der Hautatmung ja ebenfalls ersetzt werden muss. Wenn nun seine Kiemenatmung also nicht in der Lage ist den Bedarf auszugleichen droht der Aal zu ersticken. Hinzu kommt, dass der Aal als Grundfisch nicht in der Lage ist, ständig an der Oberfläche zu schwimmen um nach Luft zu schnappen, wie es andere Arten können und auch tun.

Ein Mensch, dessen Haut durch Verbrennungen, welche über einen bestimmten Prozentsatz hinaus gehen, sirbt nicht an den Verbrennungen direkt, sondern er erstickt vielmehr wegen der fehlenden Hautatmung, welche er nicht durch die normale Atemtätigkeit abfangen kann. Ähnlich ist es, so meine Theorie beim Aal. Während Weißfische, die ihren Sauerstoffbedarf zu 100% über die Kiemen decken und dies auch noch über Notatmung eine Zeit lang können, ist der Aal dazu wohl nicht in der Lage. Die Aale, die in den letzten Jahren angespühlt wurden waren zudem meist durch Anguillicola crassus (Schwimmblasenwurm) zusätzlich geschwächt. Die hohe Konzentration an Bakterien im hochsommerlichen Wasser wirkt sich ebenfalls negativ aus.

Die Verletzungen vieler angespülter Aale an Flüssen wären durch Schiffsschrauben oder Kormoranangriffe erklärbar. Auf Grund der oftmals niedrigen Wasserstände halten sich die Aale, wohl auch Temperatur/Sauerstoffbedingt, an den tiefsten Stellen der Gewässer auf. Dies ist im Normalfall die Fahrrinne. Der durch den Schiffsverkehr eingebrachte Sauerstoff scheint ebenfalls eine entsprechende Lockwirkung auf die Fische auszuüben. Wenn nun die hier verendeten Aale an die Oberfläche treiben oder stark geschwächt zur Notatmung an der Wasseroberfläche stehen, ist es nur noch eine Frage der Zeit bis sie dutzendweise in die Schiffsschrauben geraten. Diejenigen, die weiter im flachen Wasser bleiben, werden leichte Beute der Kormorane oder werden von diesen nicht selten zumindest stark verletzt.

Hat vieleicht jemand von euch weitere Indizien oder Beobachtungen oder gar wissenschaftliche Berichte die meine Theorie widerlegen oder bestätigen??? Dann bitte hier als Kommentar schreiben. Danke.

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