„Prymnesium parvum“, so wird das als Killeralge oder Goldalge bekannte und weltweit verbreitete Wesen im Lateinischen bezeichnet.
Die an der Küste Deutschlands und Englands in den 70ern unangenehm in Erscheinung getretene Nanoalge ist halb Pflanze und halb Tier.
An der Küste von Holland und Dänemark trieb sie bereits Ende der 30er Jahre ihr Unwesen und tötete tausende Fische. Darunter auch sehr viele Aale. Selbst in Aquakulturanlagen Norwegens wütete sie jahrelang von 1989 bis 1997 und löste Massensterben von Lachsen und Regenbogenforellen aus. Seit 2001 breitet sich die Killeralge in Texas immer mehr aus. Fast 20 Millionen Fische fielen der Alge in den letzten Jahren zum Opfer. Unter der „Aktion Goldalge“, an der sich auch das US-Militär beteiligt, soll mehr über die Biologie der Killeralge in Erfahrung gebracht werden.
Die vorrangig im Brackwasser vorkommende Alge bezieht ihre Energie normalerweise durch Photosynthese. Sie ist jedoch auch in der Lage Nahrungspartikel aufzunehmen und frisst ihre eigenen Fressfeinde auf, nachdem sie sie mit ihren toxischen Stoffwechselprodukten vergiftet hat.
Die Alge produziert jedoch nicht immer und ständig diese Giftstoffe. Wann und wodurch es zur gefürchteten gelben Algenblüte kommt ist noch relativ unerforscht. Mann vermutet jedoch, dass Nährstoffmangel im Gewässer ein Auslöser sein könnte. Ist zu wenig Stickstoff und Phosphor im Wasser, so produziert die Alge Toxine die die anderen Wasserbewohner töten. Durch ein Fischsterben sind dann wieder genügend Nährstoffe im Wasser und die Alge kann sich weiter ausbreiten. Bekämpfen lässt sich die Alge bisher nur mit chemischen Mitteln wie z.B. Kupfersulfat.
Derzeit erforscht man weniger umweltschädigende Bekämpfungsmethoden. Zumindest auf den ersten Blick…
Für den Aal könnten diese Methoden jedoch zur tödlichen Falle werden. Es wird versucht mit Tonmineralien oder Gerstenstroh, die Toxischen Algen quasi aufzusaugen und auf den Grund der Gewässer sinken zu lassen. Dadurch würden angeblich die Fische gerettet. Nachteil dieser Methoden ist nach Forscherangaben, dass sich die toxischen Stoffe am Boden erst nach ca. 15 Tagen zersetzt haben und in dieser Zeit die Bodenorganismen vergiftet werden könnten. Offenbar hat man vergessen, dass der Aal auch ein Fisch ist, der sich im Sediment der Gewässer gerne eingräbt und somit bei der Anwendung solcher „umweltschonenden“ Methoden Opfer Nr. 1 sein würde. Ein massenhaftes Aalsterben wäre die unausweichliche Folge.
Jetzt sollen sich auch verschiedene europäische Forschungsprojekte mit der Killeralge befassen und eine Art Frühwarnsystem mit biologischen Testverfahren entwickeln. Diese sollen in kritischen Bereichen entlang der europäischen Küste rechtzeitig vor Massenvermehrungen gefährlicher Algenarten warnen.
Da jeder abwandernde Blankaal- Geschlechtsreifer Aal der zur Fortpflanzung in Richtung We... und jeder ankommende Jungaal diese kritischen Brackwasserbereiche in Bodennähe durchwandert, kann man nur hoffen, dass schnellstmöglich ein wirksames Mittel gegen diese Algen gefunden wird. Es wäre ein Punkt weniger auf der langen Liste der Feinde und Gefahren des bedrohten Aals.